Online-Recruiting: Ernüchterung statt Euphorie

16.07.2002
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Umständliche Bewerbungsbögen

Manche Unternehmen wollen als elektronische Bewerbung keine frei formulierten Briefe, sondern stellen standardisierte Bewerbungsbögen ins Netz. Mitunter wird den Bewerbern dabei einiges an Geduld, Zeit und schnellem Netzzugang abverlangt. Ständig öffnen sich neue Browserfenster, die Bewerbungsbögen lassen sich oft nur Punkt für Punkt abarbeiten, Attachments lassen sich nicht immer anhängen. Bei Audi beispielsweise ist selbst bei IT-Jobangeboten nicht immer eine Online-Bewerbung möglich.

Petra Scheungraber, CSC Ploenzke

Doch selbst der ausgefeilteste Bewerbungsbogen reduziert, vereinfacht und standardisiert. Hier kann die klassische Bewerbungsmappe oft mehr über den Bewerber aussagen. “Mit einer Online-Bewerbung entsteht eine Uniformität, die angehängte Attachments nicht ausgleichen können. Die persönliche Duftmarke des Bewerbers geht bei der virtuellen Variante verloren”, davon ist der Recruiting-Verantwortliche Kürn von Siemens überzeugt. Scheungraber von CSC Ploenzke sieht in Standards dagegen einen Vorteil: “Ich kann bei standardisierten Formularen schneller die Stärken des Bewerbers erkennen. Wir berücksichtigen die Individualität der Bewerber in unseren Bögen durchaus mit entsprechenden Fragen und freien Textfeldern.”

Zwar schreiben die meisten Großunternehmen ihre offenen Stellenangebote in den gängigen Jobbörsen aus, doch der Trend geht zum Stellenmarkt auf der eigenen Homepage. “Die BMW Group hat ein gutes Image, viele Leute interessieren sich für die Produkte und unser Unternehmen. Wir bauen unser eigenes Angebot weiter aus und gestalten es attraktiver; Jobausschreibungen in externen Stellenbörsen haben deshalb keine so große Bedeutung für uns”, erklärt Ralf Urlinger, der beim Münchner Autobauer für das Personal-Recruiting verantwortlich ist.