Online-Dienst soll noch in diesem Jahr den Betrieb aufnehmen Bertelsmann und AOL starten breiten technischen Feldtest

25.08.1995

KOELN (hi) - Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschaeft will das Joint- venture aus Bertelsmann und America Online (AOL) hierzulande seinen Online-Dienst fuer deutsche Teilnehmer anbieten. Derzeit befindet sich der Service, Arbeitstitel "One World", im technischen Feldtest.

Diesen Probelauf erweitert das Unternehmen, an dem beide Partner paritaetisch beteiligt sind, nach Angaben von Bernd Schiphorst, Europa-Chef des Joint-ventures, nun auch auf externe Teilnehmer. Neben den bereits existierenden Knoten in Hamburg und Guetersloh sollen Einwaehlpunkte in Muenchen und Berlin zur Verfuegung stehen. Bis zur vollstaendigen Markteinfuehrung des Online-Service, dessen endgueltiger Name noch nicht feststeht, will Schiphorst in Deutschland ueber 50 Zugangsknoten einrichten.

Als Zielgruppe hat er vor allem juengere Consumer mit hoeherem Einkommen im Visier, denen er ein mit dem amerikanischen Original vergleichbares Angebot bereitstellen will. Am transatlantischen Vorbild will sich der Europa-Chef auch hinsichtlich der Abrechnungsmodalitaeten orientieren. AOL verlangt derzeit 9,95 Dollar Grundgebuehr bei fuenf Freistunden und fuer jede zusaetzliche Stunde 2,95 Dollar.

Fuer den heissen Herbst der Online-Dienste - Schiphorst rechnet mit einer "Materialschlacht" - sieht sich der Europa-Boss gut geruestet. Neben Inhalten und Services, die zum Teil von hauseigenen Organen wie der Illustrierten "Stern" stammen sollen, sieht Schiphorst ein weiteres Plus fuer den eigenen Online-Service in dem besonderen Know-how Bertelsmanns in Sachen Club-Mitgliedschaften.

So soll sich das gemeinsame Angebot vor allem durch den Clubcharakter und ein entsprechendes "Wir-Feeling" auszeichnen. Optimistisch rechnet Schiphorst bis zum Jahr 2000 bereits mit einer Million Usern in Europa.

Dank dem Partner AOL ist der Europa-Chef zuversichtlich, dass man die "diskriminierenden Vorteile von Microsoft" mit dem in Windows 95 integrierten MSN-Client aufgrund des Know-how-Vorsprungs mehr als wettmachen kann. Eher Kummer bereitet Schiphorst dagegen die Erhoehung der TK-Tarife durch die Telekom, "diese zum Markteinstieg anzuheben, das hat schon etwas fuer sich".