Versandhandel in Deutschland

Online-Bestellungen nehmen stark zu

14.07.2008
Von 
Diego Wyllie hat Wirtschaftsinformatik an der TU München studiert und verbringt als Softwareentwickler und Fachautor viel Zeit mit Schreiben – entweder Programmcode für Web- und Mobile-Anwendungen oder Fachartikel rund um Softwarethemen.
Trotz rückläufiger Konsumstimmung in Deutschland verzeichnet die Versandhandelsbranche steigende Umsätze. Das geht aus der aktuellen Verbraucherbefragung "Distanzhandel in Deutschland" hervor, die der Bundesverband des Deutschen Versandhandels (BVH) vorgestellt hat.

Der Umfrage des BVH zufolge steigt der Versandhandelsumsatz im Vergleich zum Vorjahr um 3,7 Prozent auf rund 28,6 Milliarden Euro. Der Anteil des Versandhandels am Einzelhandel erhöht sich laut Studie auf 7,2 Prozent. Der Online-Handel mit Waren legt im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent auf insgesamt 13,4 Milliarden Euro Umsatz zu und übertrifft damit die Erwartungen der Marktanalysten.

Der Versandhandel verzeichnet seit 2006 in Deutschland ein kontinuierliches Wachstum.
Der Versandhandel verzeichnet seit 2006 in Deutschland ein kontinuierliches Wachstum.
Foto: BVH

Aus der Untersuchung geht zudem hervor, dass der Versandhandel in diesem Jahr mehr als doppelt so stark wachsen wird wie es für den Einzelhandel als Ganzes erwartet wird. Der Zuwachs komme aber nur sehr bedingt aus dem klassischen Versandhandel, sondern vielmehr von den neueren Vertriebsformen und den neu hinzukommenden Unternehmen. Der meiste Umsatz wird laut Studie nach wie vor von den Versendern mit parallelem Katalog- und Internet-Angebot (Multi-Channel-Versender) erwirtschaftet. Ihr Umsatz geht jedoch um 4,6 Prozent auf 16,6 Milliarden Euro zurück. Die reinen Internet-Versender legen dagegen um 38,6 Prozent auf rund 4,5 Milliarden Euro zu, während der Umsatz der "Ebay-Powerseller" um 16,9 Prozent auf 2,08 Milliarden Euro sinkt. Neben den "Teleshopping-Versendern", die ihren Umsatz um 16 Prozent auf rund 1,2 Milliarden Euro steigern, können sich auch die "Versender mit Heimat im Stationärhandel" ( Plus 111 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro) und die Hersteller-Versender ( Plus 46,8 Prozent auf 0,74 Milliarden Euro) über ein Umsatzplus freuen.

Versandhandel in Deutschland boomt

52 Millionen Deutsche sind laut Studie regelmäßige Versandhandelskunden. 9,4 Millionen Menschen (18 Prozent) gehen mindestens einmal im Monat per Katalog, Internet oder Fernseher auf Einkaufsbummel. Jeweils 27 Prozent der Kunden nutzen den Versandhandel mindestens einmal im Quartal beziehungsweise einmal im Halbjahr. Pro Kopf der Bevölkerung geben die Deutschen bei jeder Bestellung den Rekordwert von 346 Euro aus.

"Bekleidung, Textilien und Schuhe" sind weiterhin unangefochten die umsatzstärkste Warengruppe. Auf sie entfallen rund 13,4 Milliarden Euro des Branchenumsatzes. Das ist ein Plus von 8,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Die Umsätze mit "Medien" gehen dagegen leicht um 0,7 Prozent auf rund 2,86 Milliarden Euro zurück, während "Unterhaltungselektronik und Elektronikartikel" um zwei Prozent auf 2,10 Milliarden Euro Gesamtumsatz zulegen. Insgesamt rückläufig ist das Geschäft mit Medikamenten. Das Gesamtvolumen in diesem Segment ist um 4,9 Prozent auf rund 450 Millionen Euro gesunken. Die Gründe dafür sieht das BVH in den laut eignem Bekunden unbegründeten aber anhaltenden Forderungen nach einem Versandhandelsverbot mit verschreibungspflichtigen Medikamenten, die Verunsicherung bei den Verbrauchern verursachen würden.

Banküberweisung als beliebteste Zahlungsform

Ferner belegt die Untersuchung, dass 61 Prozent der Versandhandelskäufe von den Kunden per Überweisung beglichen werden. Bei der Häufigkeit von Bezahlverfahren folgt der Bankeinzug mit 17 Prozent auf dem zweiten Platz. Beide Bezahlwege zusammengenommen können die Kunden bei rund 80 Prozent aller Käufe zeitversetzt bezahlen und damit vom beliebten Service "Kauf auf Rechnung" profitieren. In diesem Zusammenhang äußerte BVH-Präsident Rolf Schäfer Bedenken an dem aktuellen Gesetzesvorhaben zur Reform der Bonitätsprüfung: "Der von Kunden geschätzte und von Verbraucherverbänden geforderte Kauf auf Rechnung ist nur möglich, weil es mit Hilfe mathematischer Verfahren gelingt, Ausfallrisiken im Vorfeld schnell und zuverlässig einzuschätzen. Nicht ohne Grund sagen wir daher, dass die Gesetzesänderung bei der Offenlegung unternehmensinterner Verfahren zu weit geht und in Bezug auf die Dokumentationspflichten für Unternehmen zu umfangreich ist."