Daimler-Benz will Zulieferer in Wilhelmshaven ansiedeln

Olympia-Standort hofft wegen Arbeitsplätzen auf Investoren

19.07.1991

HANNOVER (CW) - Der AEG-OIyrmpia-Standort Wilhelmshaven im Daimler-Benz-Konzern wird sich nicht halten lassen. Das erklärte der Vorstandschef des Stuttgarter Konzerns, Edzard Reuter, gegenüber dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder in Stuttgart. Eine Alternative erhoffen die Gesprächspartner sich jedoch durch die mögliche Ansiedlung von Zulieferbetrieben anstelle der Olympiawerke.

2600 Mitarbeiter, von denen 1200 während der Gespräche zwischen Schröder und Reuter vor der Daimler-Benz-Hauptverwaltung für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze demonstrierten, wären von einer Werksschließung betroffen.

Das Ziel von Niedersachsen und Daimler-Benz ist es laut Regierungssprecher Uwe-Carsten Heye, eine entsprechende Anzahl von Beschäftigungsmöglichkeiten zu erhalten beziehungsweise zu schaffen. Diese müssen, so Heye, nicht unbedingt in der Büromaschinen-Industrie und auch nicht in

Wilhelmshaven angesiedelt sein.

Mit einer "Standortkampagne" des Multi-Konzerns unter Beteiligung der Landesregierung soll das Werk für Investoren attraktiv gemacht werden. Die PR-Maßnahme befindet sich derzeit in Vorbereitung, mit dem Anlaufen ist nach Heyes Einschätzung Anfang September zu rechnen. Besondere Anstrengungen sollen nach seiner Darstellung in Fernost unternommen werden.

Vorher ist noch ein Gespräch der AEG- beziehungsweise Daimler-Benz-Konzernführung mit der Belegschaft der Wilhelmshavener Fabrik geplant. Irgendwelche Zusagen des

Technologieriesen sind allerdings nicht zu erwarten, denn, so Reuter mit Bezug auf Investitionen in Ostdeutschland, "der Kuchen kann nicht zweimal verteilt werden". Die Regierung in Hannover hat Heye zufolge weder ein Interesse daran noch die Möglichkeit, dem schwäbischen Unternehmen seine Investitions- und Standortpolitik vorzuschreiben.

Auch strebe das Land Niedersachsen keineswegs den Erhalt nicht lebensfähiger Arbeitsplätze an. Trügerisch erscheint in diesem Lichte die laut "Handelsblatt" geäußerte Hoffnung von Holger Ansmann, dem Betriebsrats-Vorsitzenden von AEG-Olympia, nach der "Schröder mit der Belegschaft einen Konfrontationskurs gegen den Stuttgarter Konzern fährt", falls dieser kein tragfähiges Konzept zur Standortsicherung vorlegen würde.