Olivettis Verkabelungssystem PDS Offenheit und Flexibilitaet bei Kommunikation und Installation

10.09.1993

Dass beim Austausch einiger PCs oder dem Einbau einer neuen Telefonanlage nicht gleich alle Kabelschaechte aufgerissen werden muessen, ist eine zentrale Forderung der Anwender - gleichwohl in vielen Faellen noch keine Selbstverstaendlichkeit. Ulrich Knoll* beschreibt, wie sich mit Hilfe eines modularen Konzeptes Offenheit und Flexibilitaet beim Einbau zusaetzlicher Komponenten realisieren lassen.

*Ulrich Knoll ist leitender Redakteur bei der Headline PR Consultants AG, Wiesbaden.

Damit eine Organisation effizient und leistungsfaehig bleiben kann, muessen ihre Beschaeftigten auf relevante Informationen jederzeit zugreifen koennen. Die meisten geschaeftlichen Informationen werden heute elektronisch verarbeitet und gespeichert, zum Beispiel als digitalisierte Sprache auf Telefonsystemen oder als Text und Grafiken auf Computern. Viele dieser Systeme werden aber noch durch verschiedene Kabeltypen, Ausgaenge und Stecker miteinander verbunden, die sich oft als inkompatibel erweisen.

Dies hat zur Folge, dass neue Kabel verlegt und Stecker installiert werden muessen, sobald ein Telefon oder Computer hinzugefuegt oder umgestellt werden sollen. Das Olivetti- Verkabelungssystem "SystimaxTM-PDS" (Premises Distribution System ; PDS) traegt diesen steigenden Anforderungen Rechnung, indem es eine komplette Loesung zur Daten- und Videoverkabelung bietet. Das zusammen mit AT&T entwickelte System ist dabei so ausgelegt, dass nur ein einziger, durchgaengiger Verkabelungsplan benutzt wird, um eine Vielzahl von Kommunikationsgeraeten und LANs zu verbinden.

Auf diese Weise koennen Hosts, PBX-Einrichtungen und LANs ueber ein Verbindungssystem kommunizieren, das sich aus einheitlichen Komponenten zusammensetzt. Die Komponenten werden von einem einzigen Lieferanten (AT&T) hergestellt und getestet und sind daher untereinander absolut kompatibel. Um beispielsweise weitere Terminals anzuschliessen, sind lediglich zusaetzliche Adapter oder Leitungen anzubringen, und das System ist an der entsprechenden Schalttafel umzukonfigurieren.

PDS ist darueber hinaus ein komplett zu verwaltendes Verkabelungskonzept, das auf die Anforderungen moderner Daten- und Sprachuebertragung ausgerichtet ist, und ermoeglicht sowohl die Verkabelung einzelner wie auch mehrerer Gebaeude.

In Form einer Systemloesung werden dabei folgende Kriterien beziehungsweise Applikationsanforderungen erfuellt:

- analoge und digitale Sprachuebertragung,

- Datenuebertragung mit hohen und niedrigen Geschwindigkeiten fuer Terminals und LANs bis hin zu 100 Mbit/s (TPDDI) und 155 Mbit/s (ATM),

- Bilduebertragung via Fax, Grafikterminals oder Plotter sowie

- digitalisierte Videouebertragungen fuer Sicherheitssysteme und interne Firmenkonferenzen.

Das Verkabelungssystem ist in einer modularen Sterntopologie aufgebaut, das heisst, es kann sich dem Wachstum eines Unternehmens anpassen, indem es die Installation zusaetzlicher Einrichtungen zur Sprach- und Datenuebermittlung ermoeglicht. Darueber hinaus koennen andere Topologien in das bestehende Kommunikationssystem integriert werden. An die Stelle einer Neuverkabelung tritt also ein einfaches Rangieren.

Aufgrund seiner Sterntopologie kann das PDS-System ferner jeweils nach logischen und wirtschaftlichen Aspekten aus verschiedenen Subsystemen zusammengesetzt werden. Ein sogenanntes Geraeteanschluss-Subsystem ermoeglicht dabei den Anschluss einer Vielzahl von Endgeraeten. Durch den Einsatz modularer Kabel und entsprechenden Adaptern ist dabei gewaehrleistet, dass Produkte der verschiedensten Hersteller miteinander kombiniert werden koennen.

Ein horizontales Subsystem verbindet alle Informationsausgaenge ueber einzelne Kupfer- und Glasfaserkabel mit dem Etagenverteiler. So laesst sich jeder Arbeitsplatz in das Kommunikationssystem integrieren. Das Administrations-Subsystem verbindet die horizontale Verkabelung mit den Steigleitungen. Die Verwaltung des PDS-Systems erfolgt hierbei mittels spezieller Rangierkabel - das heisst, durch entsprechende Konfiguration der Rangierfelder koennen die verschiedenen Topologien und jedem Informationsausgang der gewuenschte Dienst zugeordnet werden.

Die von AT&T entwickelten Multicore-Glasfaser- und Kupferkabel stellen dabei die Verbindungen zwischen den jeweiligen Administrations-Subsystemen her, wobei die Steigleitungs- Subsysteme entweder vertikal (in hohen Gebaeuden) oder horizontal (in langen Flachbauten) verlegt werden koennen. Komponenten, die in verschiedenen Gebaeuden eines Firmengelaendes installiert sind, koennen durch das Gebaeudeverbindungs-Subsystem verbunden werden. Hierbei kommen spezielle, mehrpaarige Kupferkabel oder Lichtwellenleiter zum Einsatz.

Wird Kupferkabel eingesetzt, arbeitet das PDS mit verdrillten, paarigen Kupferleitungen. Das im Etagensubsystem eingesetzte Kabel vom Typ 1061C besteht aus vier ungeschirmten, verdrillten Paaren, die sowohl Sprache als auch Daten uebermitteln. Es weist einen Durchmesser von nur 4,6 Millimetern auf und ersetzt zum Beispiel Kabeltypen wie IBM Coax, IBM Twinax, Wang Twin Coax, RS232 Multicore, Voice und Ethernet Coax. Da dieser Kabeltyp leichter, duenner und preisguenstiger ist, ermoeglicht er betraechtliche Kosten- und Platzeinsparungen. DIW (Data Intemrior Wire) unterstuetzt asynchrone RS232-Signale mit 19.2 Kbps ueber Entfernungen bis zu 90 Metern. Das 1061C entspricht der Kategorie 5 und ermoeglicht Datenraten bis zu 155 Mbit/s.

Im Steigleitungs-(Riser-)Subsystem werden Kupferkabel der AR- Serie eingesetzt, die je nach Anforderung aus 100 bis 900 Paaren bestehen koennen. DIW- und Riser-Kabel sind aufgrund ihrer farbcodierten Isolierung eindeutig markiert; Ummantelungen mit geringem Reibungswiderstand vereinfachen zudem ihre Installation. Im Rahmen des Gebaeudeverbindungs-Subsystems werden ober- und untermirdisch zu verlegende Aussenkabel verwendet - Komponenten, die speziell konstruiert und zum Schutz gegen Umwelteinfluesse beschichtet sind.

Im Glasfaserbereich baut das PDS auf AT&Ts Multimode- Gradientenfaser mit einer Staerke von 62,5 Mikrometern (125 Mikrometer einschliesslich Plattierung), die eine geringe Daempfung mit hoher Bandbreite vereint. Bei einer Wellenlaenge von 870 Nanometern betraegt die Bandbreite 160 Megahertz. Der mittlere Verlust liegt dabei bei 2,90 Dezibel pro Kilometer; insgesamt koennen Uebertragungsentfernungen von maximal drei Kilometern realisiert werden.

PDS verwendet AT&T-Quer- und Zwischenverbinder fuer den Zusammenschluss von Kupferleitungen und Glasfaserkabel. Die Rangierfelder weisen Farbcodierungen fuer die verschiedenen, kundenspezifischen Dienste (IBM, Ethernet etc.) auf und sind kleiner als in anderen Verkabelungssystemen. Zur Aufzeichnung von Aenderungen und Neuinstallationen werden entweder papier- oder PC- gestuetzte Leitungskontrollsysteme eingesetzt. Zur Leitungsverwaltung von Geraeten, die ueber Kupferkabel angeschlossen sind, dient das Anschlusssystem 110 mit steckbarem Rangierkabel.

Fuer die Schaltung von Glasfaserverbindungen stehen spezielle Zwischen- und Querverbinder zur Verfuegung. Diese werden mit der AT&T-Lightguide-Interconnection-Unit geliefert, die Einzel- oder Doppelanschluesse fuer Umschaltungen und Zusatzinstallationen vorsieht. Die Anschlusseinheit 100A, die mit ST-Verbindern kombiniert wird, verwaltet bis zu zwoelf Glasfasern und ist mit optionalen Abzweigkaesten ausgeruestet. Auf diese Weise koennen Abzweige und Leitungsenden in einem Schrank untergebracht werden; die Glasfaserkabel koennen dort terminiert oder zu anderen Stellen weitergeleitet werden.

Telefonsysteme, PCs, Terminals sowie andere Komponenten lassen sich durch modulare Steckverbinder an die Informationsausgaenge des Olivetti-PDS anschliessen. PDS unterstuetzt dabei Uebertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s. Bei den Informationsausgaengen handelt es sich um achtpolige Steckdosen zur Daten- und Sprachuebermittlung. Ausserdem gehoert hierzu ein verlustarmer ST-Verbinder, der als Kupplung fuer Glasfaserkabel dient. Die achtpolige AT&T-Steckdose wurde von der ISO als Basis- Schnittstelle (ISO 8877) anerkannt und erfuellt demnach alle ISDN- Anforderungen.

Olivetti bietet eine Vielzahl aktiver und passiver Adapter an. Mit einem Adapterpaar des Types AT&T 353A (BALUNkoennen beispielsweise Geraete der IBM 3270-Umgebung an das DIW-Kabel des PDS angeschlossen werden. Dadurch sind schwere oder unhandliche Komaxialkabel ueberfluessig. Der erste Adapter verbindet das 3270- Terminal mit dem Universal-Informationsausgang, der zweite Adapter, der den Anschluss zum Cluster-Controller herstellt, schliesst den Kreis.

Auch fuer den Anschluss von IBM-Twinax-Systemen an PDS kann anstelle von Twinaxkabeln ein Paar der AT&T-365A-Adapter verwendet werden. Sie sind in Punkt-zu-Punkt- oder in Mehrpunkt-Verbindungen einsetzbar. Im letzteren Fall lassen sich bis zu sieben IBM- Komponenten an einer Steckdose anschliessen. Fuer Wang-Terminals und LANs hat AT&T in Zusammenarbeit mit den Wang Laboratories den Adapter 361A entwickelt. Paarweise installiert, ermoeglicht er Signaluebertragungen ueber das DIW.

PDS verfuegt ueber eine Reihe von Moeglichkeiten, Signale zu regenerieren oder umzuformatieren sowie im Stoerfall zu wiederholen. Konsequenz fuer den Anwender: Die Leistungsfaehigkeit der Schaltanlagen, Hosts und Terminals kann optimiert werden. Ausserdem bietet Olivetti schluesselfertige Loesungen an, mit denen Glasfaser-Multiplexer anderer Hersteller in das PDS-Design integriert werden koennen; dadurch ist auch die Unterstuetzung von Geraeten wie beispielsweise IBMs Twinax-Systemen oder Wang- Terminals ueber die PDS-spezifischen Glasfasermedien moeglich.