Zweites Bein im amerikanischen Mikromarkt:

Olivetti liefert auf OEM-Basis M24-Mikro auch an Xerox

10.05.1985

MÜNCHEN (CW) - Neben AT&T wird jetzt auch die Xerox Corp. Olivetti-Mikrocomputer auf OEM-Basis anbieten. Vier von fünf Mitgliedern der vergangene Woche vorgestellten neuen Xerox-Mikro-Familie basieren auf dem Olivetti M24, der auch die technische Basis des AT&T-Mikro AT 6300 bildet. Olivetti erwartet, den neuen Partner mit jährlich 30 000 bis 35 000 Maschinen beliefern zu können. Xerox verfügt in den USA über rund 5000 im Direktvertrieb erfahrene Mitarbeiter.

Neben den M24-Abkömmlingen kündigte Xerox unter der Bezeichnung 6085 eine preisgünstige Variante des Lisa-Stammvaters "Star" an. Mit 10-MB-Festplatte, 1,1-MB-Arbeitsspeicher und einem 15-Zoll-Display soll dieser Rechner, der mit dem Anwender über Fenstertechnik und Maus kommuniziert, 4995 Dollar kosten, Unter dem Namen "Viewpoint" kündigte Xerox auf diesen Rechner zugeschnittene Software an, die auf dem Xerox-Betriebssystem "Pilot" basiert. Die komplette Viewpoint-Serie, darunter Grafikpakete und Programme zur Terminalemulation, soll im September ausgeliefert werden.

Einstiegsmodell in die Mikrofamilie ist der Xerox 6064, der mit zwei Floppylaufwerken, 256-KB-Arbeitsspeicher, Bildschirm und Tastatur 2888 Dollar kosten soll. Mit integrierter 10-MB-Festplatte wird Xerox diese Maschine als 6065 für 4485 Dollar anbieten. Zwei weitere M24-Geschwister hat Xerox speziell für Anwendungen in der Textverarbeitung ausgelegt. Die Floppy Version 6067 wird mit 384 KB RAM, Textverarbeitungstastatur und "Xerox Writer I"-Software 2985 Dollar kosten, die Festplattenversion mit 512 KB RAM und dem Textpaket "Xerox Writer II" 5150 Dollar. Die textorientierten Mikros sollen im dritten Quartal, die Standardmaschinen innerhalb der kommenden drei Monate ausgeliefert werden.

Der OEM-Vertrag mit Xerox wurde im Einvernehmen mit AT&T geschlossen, die mit rund 25 Prozent an Olivetti beteiligt sind und eine Option auf die Aufstockung dieser Beteiligung hält. Der Telekommunikationskonzern habe, so Beobachter des amerikanischen Marktes, seine Absatzpläne und damit auch seine Aufträge an das italienische Unternehmen deutlich zurückschrauben müssen. Das Xerox-Geschäft erlaube es Olivetti nun, weniger Rechner an AT&T zu liefern, ohne gleichzeitig die Produktion zu drosseln.

Nachdem Xerox vor einigen Wochen die Einstellung ihrer selbst entwickelten und produzierten Mikrofamilie angekündigt hatte, wird die Vereinbarung mit Olivetti als Bestätigung des Trends zur Arbeitsteilung innerhalb der Branche gesehen: Hardwareanbieter verzichten auf eine direkte Präsenz am Markt und überlassen den Vertrieb ihrer Produkte Unternehmen mit flächendeckenden Verkaufs- und Service-Organisationen; vertriebsstarke Unternehmen kaufen Produkte zu, statt sie selbst zu produzieren.