Poker um möglichen OEM-Lieferanten:

Olivetti: Im zweiten Anlauf zur Groß-EDV

18.01.1980

IVREA (to) "Ein großes Unternehmen, wie es Olivetti darstellt, muß seinen Kunden die gesamte Datenverarbeitungspalette anbieten", begründet Dr. Mario Minardi, Pressesprecher der Olivetti SpA, den geplanten Wiedereinstieg des Unternehmens in das Mainframe-Geschäft (vgl. Kolumne, Seite 7).

Im September vergangenen Jahres hat das italienische DV-Unternehmen eine Tochtergesellschaft gegründet, die Olivetti Computers. Diese soll sich, erläutert Minardi, nicht, wie von zahlreichen Pressestimmen verlautbart, um Herstellung und Design eigener Computer kümmern, sondern "Verkauf und Systemunterstützung betreuen". Die Bühne und der Hauptdarsteller sind mithin bereit; was fehlt, sind die Schauspieler, um das Mainframe-Stück zu spielen. Olivetti sucht momentan nach einem passenden Vertragspartner und will verständlicherweise noch keine Namen bekanntgeben. Daß sich auch Japaner - insbesondere Hitachi oder Mitsubishi - am Rennen beteiligen, "ist nicht auszuschließen (Minardi).

Schon in naher Zukunft erwartet die Fachwelt aus Ivrea die Verlautbarung, daß ein Großcomputer-Vertrag unterzeichnet worden ist. Wie CW von Branchen-Insidern erfuhr, ist mit IPL Systems bereits ein Abkommen getroffen worden; Olivetti enthält sich dahingehend jeden Kommentars. "Der Sieger steht noch nicht fest", drückt Minardi dies aus.

"Unsere Kunden fragen immer wieder nach unserer Mainframe zu den angebotenen Terminals, und wir wollen diesem Druck nachgebend ,eigene' Großsysteme anbieten." Ob dies bedeute, daß diese Rechner in ganz Europa angeboten werden sollen?

Darauf weicht der italienische Pressemann aus: "Wir ziehen wohl einen gesamteuropäischen Vertrieb in Erwägung, peilen zunächst jedoch den italienischen Markt an." In Deutschland erklärt ein Olivetti-Pressesprecher rundheraus: "Wir haben mit dem Großrechnergeschäft nichts zu tun. Wir verfolgen in Deutschland unsere eigene Vertriebspolitik und entscheiden autonom, was wir in unser Programm aufnehmen und was nicht." Einschränkend ergänzt er: "Wir können selbstverständlich nicht garantieren, daß sich diese Politik nicht im Laufe der kommenden Jahre ändert. "

Olivetti Italien geht die neuen Aufgaben mit großer Zuversicht an, obwohl man sich an die eigene Großrechnerherstellung Anfang der 60er Jahre - Olivetti baute die Ilea-Serie, die die Gamma-Serie der französischen Maschine Bull ergänzen sollte, und von "Bull-Olivetti vertrieben wurde - nicht gern zurückerinnert. Die einzige Bemerkung, die Minardi hierzu macht, lautet: "Es gab Probleme. Zwar werden die Computer meines Wissens nach noch immer von Honeywell Bull hergestellt, doch eigene Mainframe zu konstruieren, reizt uns nicht."