Börsenspot

Olivetti: Im freien Fall

27.09.1996

Von Arnd Wolpers*

Während der Mailänder Aktienindex in den vergangenen Wochen - wie die meisten anderen europäischen Märkte - leicht anzog, büßte die Olivetti-Aktie noch einmal rund ein Viertel ihres Wertes ein. Der Kurs der Stammaktie stürzte nach einem Zwischenhoch in der dritten Augustwoche von 840 auf unter 600 Lire. Auslöser für die erneute "Kursschwäche" war bekanntlich das schlechte Halbjahresergebnis - und in dessen Folge die sich überstürzenden Ereignisse im Konzern.

Ursache für die Misere des Olivetti-Papiers ist aber, neben den aufgehäuften Verlusten und dem momentanen "Wirtschaftskrimi" mehr denn je auch die katastrophale Informationspolitik der Vergangenheit. Überdies wird das Ausmaß der Baisse erst so richtig deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, daß die Aktie vor zehn Jahren beim mehr als 20fachen ihres heutigen Kurswertes notierte. Nachdem im Zuge der Kapitalerhöhung die Familienholding von Carlo De Benedetti ihren Anteil auf 14,5 Prozent reduziert hatte, forderten institutionelle Anleger aus Großbritannien und den USA, die seinerzeit die massive Aufstockung des Kapitals erst möglich gemacht hatten, jetzt Konsequenzen. Die Tatsache, daß auch im ersten Halbjahr 1996 der angekündigte Break-even verfehlt wurde, kostete somit "Tiger Carlo" den Kopf. Der Umstand, daß ausländische Investoren erstmals einen Wechsel an der Spitze eines italienischen Konzerns erzwungen haben, kann als Indiz für den Wandel der Zeiten im dortigen Kapitalmarkt gesehen werden. Trotzdem gilt: Die Zuspitzung der Führungs- und Produktkrise läßt ein Engagement bei Olivetti weiterhin nicht ratsam erscheinen.

*Arnd Wolpers ist Geschäftsführer der Vermögensverwaltungsgesellschaft CMW GmbH in München. Die hier veröffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir für vertrauenswürdig halten. Trotz sorgfältiger Quellenauswahl und -auswertung können wir für Vollständigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit übernehmen, als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz Haftung begründen. Jede darüberhinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Für Angaben Dritter übernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch stärkere Kursschwankungen gekennzeichnet.