Börse übt Zurückhaltung gegenüber den Italienern

Olivetti: Belastungsfaktoren prägen nach wie vor das Bild

30.11.1990

Die Börse schätzt die Aussichten der italienischen Olivetti-Gruppe sehr zurückhaltend ein: Die Notierung der Stammaktie erreichte das Emissionsniveau von 1983; gemessen an den Höchstkursen von 1986 hat sich der Kurs nahezu auf ein Sechstel reduziert.

Der weltweite Margenverfall sowie die Schwäche des Dollars und des Yens haben trotz eines Umsatzplus von 5,8 Prozent zu einem Rückgang des Gewinns vor Steuern um 40 Prozent von 102,6 Milliarden Lire auf 60,9 Milliarden Lire geführt. Die Dollar- beziehungsweise Yen-Schwäche führten nicht nur zu einer Begünstigung US-amerikanischer und japanischer Anbieter in Europa, sondern tragen auch direkt zum Gewinneinbruch bei: Während 80 Prozent der Kosten bei Olivetti in Lire anfallen, werden mehr als 60 Prozent der Erlöse in Fremdwährungen erzielt.

Um die Gewinnmargen-Verringerung auszugleichen, will man Kosten einsparen. Anfang 1991 soll die Konzernbelegschaft um 7000 Mitarbeiter verringert werden (4000 in Italien, 3000 im Ausland). Bei Bekanntgabe weiterer Entlassungen kam es in Mailand zu einem Tagesverlust der Olivetti-Aktien von sieben Prozent.

Trotz eines Anstiegs der Konzern-Nettoverschuldung von 229 auf 635,7 Milliarden Lire (Stand: 30. Juni 1990) ist die Vermögens- und Finanzstruktur nach Aussage des "Konzernherrn" Carlo De Benedetti gesund. Das Nettovermögen des Konzerns erhöhte sich in den vergangenen fünf Jahren von 2280 auf 3617 Milliarden Lire.

De Benedetti trat Gerüchten, wonach er plane, sich von seinem Olivetti-Engagement zu trennen, entschieden entgegen. Im Gegenteil: Er beabsichtige, in Zukunft noch mehr Zeit in sein Olivetti-Engagement zu investieren. 42,1 Prozent des Unternehmenskapitals liegen heute bei der Holdinggesellschaft Cir. Diese wird zu 39,2 Prozent von der Vermögensverwaltungsgesellschaft Confide gehalten, an der De Benedetti wiederum 46,5 Prozent besitzt. AT&T hält 17 Prozent des Cir-Kapitals.

Den Olivetti-Kurs belasten derzeit zwei Faktoren: Zum einen befindet sich der italienische Aktienmarkt in einer Baisse, zum anderen sinkt die Ertragskraft des Unternehmens. Beide Belastungsfaktoren werden sich auch weiterhin auswirken, so daß sich trotz des starken Kursrückgangs noch kein Engagement in Olivetti-Aktien anbietet.

* Arnd Wolpers ist Geschäftsführer der Vermögensgesellschaft GmbH in München.