Auch die Italiener suchen ihr im Heil im Personalabbau

Olivetti: 1991 müssen an die 7000 Mitarbeiter gehen

23.11.1990

IVREA (bk) - Was die französische Gruppe Bull kann, kann die italienische Olivetti schon lange: Der Computerkonzern aus Ivrea will nun ebenfalls mit umfangreichen Rationalisierungen und Massenentlassungen den schwierigen Marktbedingungen entgegentreten.

Erst war es der gesättigte US-Markt, der die meisten Computermultis in den vergangenen zwei Jahren veranlaßte, Sparmaßnahmen einzuleiten und Arbeitsplätze abzubauen. Jetzt leiden die Hersteller zusätzlich unter der Konjunkturflaute in Europa. Die Quittung dafür erhalten einmal mehr die Mitarbeiter, die sich - wie im jüngsten Fall bei Olivetti - im nächsten Jahr zuhauf einen neuen Job werden suchen müssen.

An die 7000 Mitarbeiter - das sind knapp 13 Prozent der Gesamtbelegschaft - wollen die Italiener im Rahmen eines umfangreichen Restrukturierungsplanes ab dem 1. Januar 1991 weltweit entlassen, allein 4000 davon im eigenen Land. Die restlichen Freistellungen sollen vor allem in den USA, in, Japan und in Spanien erfolgen.

Bereits 1989 hatte sich Olivetti von 2200 und in diesem Jahr von 3000 Mitarbeitern getrennt.

Gegenüber der italienischen Presse erklärte Olivettis Managing Director Vittorio Cassoni die Notwendigkeit der Rationalisierung: "Von dieser Maßnahme", zitiert das "Wall Street Journal" den Manager, "hängt die Festigung der Position Olivettis ab." Die Umstrukturierung sieht unter anderem vor, die Fertigung im Ausland zu reduzieren, Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Süden Italiens zu konzentrieren sowie im direkten wie indirekten Vertrieb abzuspecken. Cassoni wollte nicht ausschließen, daß die geplanten Maßnahmen Auswirkungen auf das Ergebnis des kommenden Geschäftsjahres haben könnten.

Im Gegensatz zu anderen europäischen Konkurrenten schreibt der De-Benedetti-Konzern allen Schwierigkeiten zum Trotz bislang aber noch schwarze Zahlen. Zwar tat der Gewinn vor Steuern bei Olivetti im ersten Halbjahr 1990 einen gewaltigen Sprung (um 41 Prozent) nach unten - verdient wurden nur noch 60,9 Milliarden Lire (zirka 82 Millionen Mark) nach 102,6 Milliarden Lire im vergleichbaren Vorjahreszeitraum -, doch vom Sturz in die Verlustzone scheint der italienische Computerkonzern in diesem Jahr noch verschont zu bleiben.

Chairman Carlo De Benedetti bleibt denn auch optimistisch: "Wir sind einmal mehr an einem Wendepunkt angekommen und haben und die Gelegenheit, im Europa des Jahres 1992 eines der führenden Unternehmen zu sein", gibt das "Wall Street Journal" die Zuversicht des Olivetti-Chefs wider.