Oldenburg und Weser-Ems: Landwirtschaft, Tourismus und Hightech

07.03.2003
Von Gabriele Müller
Der Nordwesten von Niedersachsen ist und bleibt von der Agrarwirtschaft geprägt. Trotzdem wandelt sich die Weser-Ems-Region - mittlerweile arbeitet bereits jeder Dritte in der Dienstleistungsbranche.

Woran denken Sie, wenn Sie nach dem Weser-Ems-Land gefragt werden? An Landwirtschaft und Viehzucht? An flache Landschaften und Radtouren? Alles richtig - und gleichzeitig falsch. Reiterferien, Wassersport und Kururlaub mögen zu den bevorzugten Freizeitaktivitäten der Besucher zählen. Und auch der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die zwölf Landkreise von Ammerland über Vechta bis Wittmund sowie die fünf kreisfreien Städte Delmenhorst, Emden, Oldenburg, Osnabrück und Wilhelmshaven.

Allerdings arbeitet heute bereits mehr als ein Drittel aller versicherungspflichtig Beschäftigten im Weser-Ems-Land, insbesondere in Oldenburg und Umgebung, im Dienstleistungsbereich, gefolgt von Handel, Gastgewerbe und Verkehr. Tradition und Geschichte werden in der Stadt mit rund 155 000 Einwohnern zwar immer noch groß geschrieben. Doch auch moderne Technik hat hier wie in der ganzen Umgebung schon längst einen bedeutenden Anteil am Wirtschaftsleben. Neben großen Unternehmen der Druckbranche, namhaften Automobilzulieferern und Herstellern von Kleinmotoren, Mikroschaltern oder Elektrotechnik wächst die Zahl der Firmen, die mit der Informationstechnologie ihr Geschäft machen.

Foto: Verbund Oldenburger Münsterland/Christian Bitter.
Foto: Verbund Oldenburger Münsterland/Christian Bitter.

"Nach Hannover und Braunschweig liegen wir als IT-Standort mittlerweile an dritter Stelle in Niedersachsen", sagt Roland Hentschel, Fachdienstleiter Regionalentwicklung beim Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Oldenburg nicht ohne Stolz. Das führt er auf eine "gute Mischung" zurück, die viele junge und innovative Firmen hierher zieht: Oldenburg präsentiert sich gern als Großstadt im Grünen, die mit Natur, Kultur und Lebensqualität punktet. Dazu kommen gute Verkehrsanbindungen auf dem Land, zu Wasser und in der Luft - und vor allem niedrige Mieten, die bei Neuansiedlungen von Firmen eine wichtige Rolle spielen.

"Oldenburg war und ist für uns ein guter Standort", ist Anke Metger, Vice President Operations der RedDot Solutions AG, überzeugt. Vor rund zehn Jahren wurde die Firma unter dem Namen Infotip KG gegründet. Nach Expansion und Neuorientierung gehört Red-Dot Solutions mit rund 110 Mitarbeitern zu den führenden Anbietern von Content-Management-Systemen in Europa. Mit den Lösungen des Unternehmens können Inhalte in Internet und Intranet erstellt, verwaltet und gepflegt werden. Ob Deutsche Bank, RTL oder Vodafone, sie alle zählen zu den Kunden der Oldenburger.

Auch wenn diese mittlerweile Niederlassungen in Polen, Großbritannien, Kanada und den USA unterhalten, sind sie mit ihrem Hauptsitz in Niedersachsen geblieben. Anke Metger, die gemeinsam mit ihrem Mann Niels das Unternehmen gegründet hat, erklärt, warum: "Angefangen hat alles mit einem Stadtinformationssystem, das wir damals in Oldenburg getestet haben. Geblieben sind wir, weil wir und unsere Kollegen gern hier leben und arbeiten." Das galt selbst in Zeiten des Internet-Hype, als es schwierig war, überhaupt geeignete Mitarbeiter zu finden. "Klar sind auch solche großen Städte wie Bremen und Hamburg für Bewerber attraktiv, aber es ist uns dennoch gelungen, unseren Mitarbeiterstamm auszubauen und zu halten", freut sich Metger, die auch derzeit wieder nach Java- und Visual-Basic-Entwicklern sucht.

Aktive Gründer

Doch es liegt nicht nur an der Lebensqualität, den preiswerten Immobilien und niedrigen Energiepreisen, warum es immer mehr junge Firmen in die Region zieht. Eine aktuelle Untersuchung von Creditreform hat ergeben, dass Niedersachsen zurzeit die höchsten Zuwachsraten an Gründern verzeichnet. Ein wesentlicher Grund liegt auch in der engen Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, welche die Region Weser-Ems auszeichnet. Der Weg von der Landwirtschaft zur Hightech wird auch deshalb erfolgreich beschritten, weil es eine Vielzahl von wissenschaftlich-technischen Einrichtungen und Projekten gibt, die qualifizierten Nachwuchs ansprechen, ausbilden und für Ausgründungen und Kooperationen mit Unternehmen sorgen.