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Oktober

29.12.1998
Von Michael Hufelschulte
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Hermann-Josef Lamberti, Geschäftsführer der IBM Deutschland GmbH, wechselt nach nicht einmal zwei Jahren in den Vorstand der Deutschen Bank. Über den Grund wird nur spekuliert - aber die Interpretationen zielen alle in dieselbe Richtung: Ein deutscher Geschäftsführer der IBM hat nach der weltweiten Reorganisation in vertikale Einheiten nicht mehr viel zu melden. Vielleicht hat es Nachfolger Erwin Staudt leichter: Er war zuvor weltweit für das Geschäft mit der Prozeßindustrie verantwortlich.

Computer Associates (CA) kauft von Siemens die System-Management-Plattform „Transview“, die in „Unicenter TNG“ integriert werden soll. Vereinbart wird ferner, daß Siemens die Lösung von CA vermarkten und weltweit Serviceleistungen dazu anbieten soll. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers hatte Siemens nur die Wahl zwischen beträchtlichen Investitionen in die eigene Software oder dem Verkauf. Siemens könnte CA nun neue Kanäle für das Service- und Supportgeschäft in Europa öffnen.

Um zu einem IT-Service-Anbieter von Rang aufzusteigen, geht die Info AG eine Überkreuzbeteiligung mit der Systematics-Gruppe, Hamburg, ein. Damit gewinnt die in den Bereichen LAN- und WAN-Management sowie im Markt für Backup-Rechenzentren aktive Info AG Know-how im operativen RZ-Betrieb sowie in der SAP-Beratung, dem Data-Warehouse-Business und dem Markt für Vertriebsinformations-Software hinzu.

Unbefriedigende Antworten gibt es auf die Frage, ob Siemens sein PC-Geschäft künftig selbst betreiben oder veräußern möchte. Die Münchner hatten ursprünglich geplant, diesen Geschäftszweig an Acer abzustoßen. Da die Taiwaner jedoch von der Asienkrise gebeutelt wurden, kam der Deal nicht zustande. Nun hört man aus dem Siemens-Management von der einen Seite, die Geschäftseinheit sei nicht groß genug, um auf dem Weltmarkt zu bestehen. Andererseits erklärt ein Unternehmenssprecher, man verspüre keinen Druck, sich von der PC-Produktion zu trennen.

Das Jahr-2000-Problem bedroht die Weltwirtschaft - eine Meldung, die keiner mehr hören will. Doch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit OECD warnt, daß aufgrund der weltweiten IT-Umstellungsprobleme mit einer kurzzeitigen Inflation sowie mit negativen Auswirkungen auf das globale Wirtschaftswachstum zu rechnen sei. Auch könnten die Finanzmärkte Schaden nehmen, wenn Investoren erst das Ausmaß des Risikos erkannt hätten.

Ungemach droht auch von seiten der Telecoms, die mit dem Umrüsten ihrer Hard- und Software kaum nachkommen. Es fehlt an Interoperabilitätstests der Infrastruktur zwischen verschiedenen Carriern sowie an Transparenz darüber, wer im Markt mit seiner Umstellung wie weit fortgeschritten ist. Die Kunden machen sich zu Recht Gedanken, denn auch auf Marktforschungsaussagen können sie sich nicht verlassen. Sobald ein Analyst aufgeschreckt durch neue Detailkenntnisse zur Vorsicht mahnt, gibt sein Wettbewerber wieder Entwarnung.

Eine Studie der COMPUTERWOCHE bestätigt den Erfolg der Liberalisierung im Telekommunikationsmarkt: Ein Fünftel von 518 befragten Firmen hat der Deutschen Telekom 1998 den Rücken gekehrt. Vor allem der Mittelstand setzt auf Preselection-Verträge mit alternativen Anbietern. Die Unternehmen sparen im Schnitt 20 Prozent ihrer Telefonkosten ein.

Der Münchner CeBIT-Herausforderer Systems will es nach einer langen Durststrecke wieder wissen. Auf dem neuen Messegelände in München-Riem finden sich mehr Aussteller, mehr Besucher und vor allem die zuletzt untreu gewordenen Anbieter Hewlett-Packard, Compaq und Epson ein. Allerdings ist die Veranstaltung von der CeBIT weiterhin meilenweit entfernt.

Der Datenbankhersteller Informix kauft mit Red Brick Systems einen der Pioniere im Data-Warehouse-Markt, der vor allem in den USA über eine interessante Kundenbasis verfügt. Die Produkte des für 35 Millionen Dollar übernommenen Softwarehauses sollen in die Informix-Palette integriert werden. Informix peilt nach einem zuletzt eher dürftigen Wachstum das Data-Warehouse-Geschäft im High-end-Markt an.

Eine interessante Konstellation ergibt sich im boomenden Markt für den Online-Buchverkauf: Bertelsmann entschließt sich zu einem Joint-venture mit der US-Buchhandelskette Barnes & Noble. Zur Hälfte gehört nun der Literaturvertrieb Barnes&noble.com dem Mediengiganten aus Gütersloh, der sich den Einstieg in den US-Online-Markt 200 Millionen Dollar kosten läßt.

Daß sich Intel für Netzkomponenten interessiert, ist bekannt. Immer wieder kamen 1998 beispielsweise Gerüchte auf, der Prozessorkrösus werde 3Com schlucken. Tatsächlich übernimmt Intel jedoch für 185 Millionen Dollar die Shiva Corp., die Produkte für Virtual Private Networks und Remote-Access-Systeme offeriert. Ferner steigt Intel mit einer halben Milliarde Dollar beim US-Chipproduzenten Micron ein. Die sechsprozentige Beteiligung gilt vor allem den Speicherbausteinen von Micron und hier besonders den „Direct-Rambus-DRAM“-Komponenten.

Im Softwaremarkt kommt es derweil zu einem Zusammenschluß, der sich klar gegen Microsoft richtet: IBM kündigt eine enge Kooperation mit SCO an. Mehrere hundert Millionen Dollar sollen in die Entwicklung eines gemeinsamen Unix-Betriebssystems auf Basis von SCOs Unixware und IBMs AIX investiert werden, das sowohl Intel-Prozesoren mit 32- und 64-Bit-Architekturen als auch IBMs Power-PC-Plattform unterstützt. Die Anbieter haben sich vor dem Abschluß der Mitarbeit von Intel versichert.