Ohne IT-Profis läuft der Laden nicht

12.08.2004
Von 
Karen Funk ist Senior Editor beim CIO-Magazin und der COMPUTERWOCHE (von Foundry/IDG). Ihre inhaltlichen Schwerpunkte sind IT-Karriere und -Arbeitsmarkt, Führung, digitale Transformation, Diversity und Sustainability. Als Senior Editorial Project Manager leitet sie zudem seit 2007 den renommierten IT-Wettbewerb CIO des Jahres. Funk setzt sich seit vielen Jahren für mehr Frauen in der IT ein. Zusammen mit einer Kollegin hat sie eine COMPUTERWOCHE-Sonderedition zu Frauen in der IT aus der Taufe gehoben, die 2022 zum 6. Mal und mit dem erweiterten Fokus Diversity erschienen ist.
Seit zehn Jahren etwa kämpft die deutsche Einzelhandelsbranche mit einer schwierigen Wirtschaftslage. Jüngst kündigte Karstadt Quelle an, rund 4000 seiner insgesamt 48 000 Beschäftigten zu entlassen. Für IT-Profis mit Branchen-Know-how und Social Skills stehen die Chancen im Handel jedoch nach wie vor nicht schlecht. Nicht nur der E-Commerce bietet hier Beschäftigungsfelder, sondern auch die IT-gestützte Prozesskette in den Unternehmen sowie neue Shopping-Systeme.

"Der große Renner in unserem Future Store ist die intelligente Waage", schwärmt Albrecht von Truchseß, Pressesprecher der Metro Group. "Die Kunden legen Äpfel, Birnen oder Bananen auf die Waagschale, die Waage erkennt das Produkt und druckt das entsprechende Preisetikett aus." Der Kunde muss sich nicht mehr, wie bei herkömmlichen elektronischen Waagen in Supermärkten, die angegebenen Nummern für das Obst und Gemüse merken und auf einer oft unübersichtlichen Tafel eintippen.

Die Metro Group ist auf technischem Gebiet Vorreiter: In ihrem Future Store im rheinischen Rheinberg kommt bereits die intelligente Waage zum Einsatz, die Produkte eigenständig erkennt und die entsprechenden Preisetiketten ausdruckt. (Foto: Metro)
Die Metro Group ist auf technischem Gebiet Vorreiter: In ihrem Future Store im rheinischen Rheinberg kommt bereits die intelligente Waage zum Einsatz, die Produkte eigenständig erkennt und die entsprechenden Preisetiketten ausdruckt. (Foto: Metro)

Die intelligente Waage (entwickelt von Mettler Toledo) ist mit einer Kamera und spezieller Software (von IBM) ausgestattet: Sie erkennt anhand von Oberflächenbeschaffenheit, Farbe, Größe und Wärmebild, um welches Produkt es sich handelt. Das Gerät berechnet anhand des Gewichts den Endpreis. Über das interne Funknetz (von Cisco Systems) ist die intelligente Waage mit dem Kassen-Server verbunden, so dass sie das gewogene Produkt automatisch mit dem richtigen Grundpreis bewertet. Ein integrierter Drucker liefert das Klebeetikett mit Artikelbezeichnung, Gewicht, Endpreis und Barcode.

Nur wenn sich die Waage nicht sicher ist, muss der Kunde aus mehreren Möglichkeiten wählen, was beispielsweise bei Tomatensorten passieren kann. "Der Kunde bestätigt dann per Knopfdruck auf dem Touchscreen, ob es sich um Fleischtomaten, Eiertomaten oder Rispentomaten handelt", erklärt von Truchseß.

Zukunftstechnologien als Jobmotor

Die Waage steht im Future Store der Metro Group im niederrheinischen Rheinberg, dem ersten Projekt der gleichnamigen Initiative des internationalen Handelskonzerns, an dem weitere rund 40 Unternehmen aus Dienstleistung, Lebensmittelproduktion und Technologie wie unter anderem die SAP AG, Fujitsu-Siemens Computers und Microsoft beteiligt sind. Der Future Store ist die Zukunftswerkstatt für künftige Technologien, die auch anderen Handelsunternehmen zur Verfügung gestellt werden sollen.

Im Handel tut sich nicht nur in Sachen E-Commerce auf technischem Gebiet viel. Neue Trends und Entwicklungen der Branche betreffen beispielsweise moderne Shopping-Systeme wie die intelligente Waage, elektronische Preisschilder, die Selbstzahlerkasse oder den persönlichen Einkaufsberater (Personal Shopping Assistant = PSA), der in Form eines tragbaren Computers den Kunden beim Einkauf etwa über Sonderangebote informiert.