Arbeiten in Zeiten von COVID-19

"Ohne Impfstoff können wir uns Corona nicht entziehen"

25.08.2020
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Hermann Ramacher und sein Team beschäftigen sich jeden Tag mit dem Virus, auch weil es die Services des Distributors ADN beeinflusst. So musste das Schulungsangebot komplett virtuell aufgesetzt werden.
Hermann Ramacher ist Geschäftsführer von ADN: "Seit April diskutieren wir rege, wie wir die Arbeitswelt gestalten. Corona ist kein kurzfristiges Phänomen, ohne Impfstoff können wir uns dem nicht entziehen."
Hermann Ramacher ist Geschäftsführer von ADN: "Seit April diskutieren wir rege, wie wir die Arbeitswelt gestalten. Corona ist kein kurzfristiges Phänomen, ohne Impfstoff können wir uns dem nicht entziehen."
Foto: ADN

Den erzwungenen Wechsel aller Mitarbeiter ins Homeoffice hat der Distributor ADN gut gemeistert, so Geschäftsführer Hermann Ramacher im Rückblick: "Binnen eineinhalb Tagen konnten wir Mitte März alle 225 Mitarbeiter im Homeoffice platzieren. Uns half der Umstand, dass wir mobile Endgeräte wie Notebooks vorrätig hatten, da wir am Jahresanfang beschlossen hatten: Jeder Mitarbeiter kann einen Tag in der Woche von zuhause aus arbeiten. Auch unsere interne IT hat eine großartige Arbeit geleistet."

Selbst die Einarbeitung neuer Mitarbeiter funktionierte, wie das Beispiel von Almir Hasanbegovic zeigt, der im Mai begann: "An meinem ersten Tag war ich in der leeren Firma und wurde mit Handy, Notebook und Fahrzeug ausgestattet, um dann am nächsten von zuhause aus zu arbeiten. Homeoffice ist für mich als Microsoft-Trainer nichts Neues, da ich auch bei meinem früheren Arbeitgeber entweder beim Kunden vor Ort oder im Homeoffice war."

Almir Hasanbegovic hat als IT-Trainer während des Lockdowns bei der ADN Akademie begonnen.
Almir Hasanbegovic hat als IT-Trainer während des Lockdowns bei der ADN Akademie begonnen.
Foto: ADN

Da bereits vor Arbeitsstart ein Plan für ihn ausgearbeitet worden war, er die Online-Schulungen besuchen und so von den Kollegen lernen konnte, fühlte er sich von Anfang an "aufgefangen und geborgen." Hilfreich waren und sind auch die Good-Morning-Calls, zu denen sich die Mitarbeiter der ADN-Akademie täglich virtuell zusammenfinden. Da könne man gleich sagen, wo der Schuh drückt.

Die neue Arbeitswelt gestalten

Trotz Hasanbegovics reibungslosen Starts treibt ADN-Chef Ramacher Corona um: "Seit April diskutieren wir rege, wie wir die neue Arbeitswelt gestalten können. Corona ist kein kurzfristiges Phänomen, ohne Impfstoff können wir uns dem nicht entziehen. In unserem Krisenstab setzen sich zwölf Mitarbeiter mit dem Thema auseinander, aber auch mit der Frage, wie sich das auf unser Geschäft auswirkt."

Jeden Tag treffen sich die Mitarbeiter der ADN-Akademie zum Good Morning-Call, um sich auszutauschen. "Da kann man gleich sagen, wo der Schuh drückt", meint Einsteiger Almir Hasanbegovic, der so gut in sein neues Team eingebunden wurde.
Jeden Tag treffen sich die Mitarbeiter der ADN-Akademie zum Good Morning-Call, um sich auszutauschen. "Da kann man gleich sagen, wo der Schuh drückt", meint Einsteiger Almir Hasanbegovic, der so gut in sein neues Team eingebunden wurde.
Foto: ADN

So mussten die Trainer alle Kurse zu reinen Online-Modulen umgestalten, so Ramacher: "Wir mussten überlegen, wie lange die Module dauern sollen, wie die Pausenregelung ist, wie die Inhalte am besten vermittelt werden sollen." trotz der Akzeptanz bei den Kunden geht Ramacher nicht davon aus, dass in Zukunft Lerninhalte nur digital vermittelt werden: "Für Appetizer und Standardinhalte eignen sich Online-Kurse gut, Deep Dive Trainings sehe ich eher im Classroom angesiedelt. Wir brauchen die Nähe zu Kunden und Teilnehmern. Unsere Partner und Kunden erwarten auch, dass sie mit dem Außendienst vor Ort persönlich über bestimmte Themen sprechen können."

Auch in Sachen Homeoffice habe ADN viel gelernt, sagt Ramacher: "Eine komfortable IT-Ausstattung mit großen Monitoren sowie eine Anbindung an Collaboration-Tools wie Microsoft Teams sind wesentlich, damit die Mitarbeiter zufrieden sind." Und: "Der Kreis der Teilnehmer einer Videokonferenz soll klein gehalten werden. Die Teamleiter müssten eher ihre Mitglieder coachen, mit ihnen gemeinsam Aufgaben bestimmen und auch erledigen als nur bestimmte Aufgaben vorgeben." Für IT-Trainer Hasanbegovic ist es wichtig, zuhause einen eigenen Raum zu haben, um dort konzentriert arbeiten zu können: "Es gibt Aufgaben, für die man Ruhe braucht, und andere, für die man kreativ sein sollte. Muss ich etwa neue Kurse konzipieren, gehe ich auf die Terrasse und lasse mir die Sonne auf die Nase scheinen."