Facebook-Managerin Sandberg

Ohne Frauen im Job kein Wachstum

22.04.2013
Als Geschäftsführerin von Facebook gehört Sheryl Sandberg zu den prominentesten Gesichtern im Silicon Valley. Doch viel zu wenige Frauen schaffen es in die Chefetage, meint Sandberg. Sie hat ein Buch geschrieben und will andere Frauen ermutigen, sich reinzuhängen.

Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg will Frauen ermuntern, selbstbewusster mit ihren Erfolgen umzugehen. "Uns sind unser eigener Erfolg und unsere Leistungen unangenehm", sagte Sandberg am Freitag der dpa in Berlin. "Ich sitze heute hier und habe ein Buch darüber geschrieben, und selbst ich fühle mich etwas unsicher angesichts meines eigenen Erfolgs. Das müssen wir ändern."

Mit ihrem Buch "Lean In" will sie Frauen ermutigen, ihre Karriere mit mehr Nachdruck zu verfolgen. Frauen verhielten sich oft zurückhaltender als Männer, fragten nicht aggressiv genug nach Gehaltserhöhungen. Anders als Männer bewerben sie sich nur auf höhere Stellen, wenn sie sich ganz sicher seien, auch wirklich alle Anforderungen zu erfüllen, erzählte Sandberg.

Auch bei deutschen Unternehmen sind Frauen in den Chefetagen unterrepräsentiert. Um eine gesetzliche Frauenquote für Aufsichtsräte wurde diese Woche heftig gestritten. Im Bundestag lehnten CDU, CSU und FDP eine solche Vorgabe schließlich ab. "Ich glaube nicht, dass Frauenquoten für Aufsichtsräte ausreichen", sagte Sandberg. "Sie können gut sein oder schlecht, jede Firma und jedes Land muss das selbst entscheiden." Doch eine grundlegende Veränderung brächten sie nicht. "Wir müssen auch die Stereotypen über Frauen ändern", zeigte sich Sandberg überzeugt. Dazu müsse eine "kritische Masse" von Frauen in Führungspositionen erreicht werden.

Dafür wirbt Sandberg derzeit auf einer Art Europatour im Schnelldurchlauf. Am Donnerstag war sie noch in Hamburg, am Freitag frühstückte sie mit deutschen Internetunternehmerinnen, danach plauschte sie mit Kanzlerin Angela Merkel. Merkel zu treffen, sei ein "echtes Highlight" gewesen. Das alles dokumentiert die Managerin auf ihrer Facebook-Seite. "Ich will, dass alle aufstehen und Frauen helfen", sagte sie.

In ihrem Buch wendet sich Sandberg vor allem an die Frauen selbst. Sie sollten mit am Tisch sitzen und die eigene Karriere nicht in Erwartung familiärer Pflichten ausbremsen. Schon kleinen Mädchen werde eingeschärft, dass sie nicht zu fordernd auftreten sollten. "Sagen Sie das Ihrer Tochter nicht", appelliert Sandberg an Eltern. "Sagen Sie, meine Tochter hat Führungsqualitäten." Damit sammelte sie schon bei der US-Comedysendung "Daily Show" viele Lacher ein. Das Zitat gehört jetzt zum Sandberg-Repertoire.

Auch von Männern fordert die Managerin Einsatz: "Männer müssen erkennen, dass es in ihrem wirtschaftlichen Interesse und dem von Unternehmen und Ländern ist, Frauen in Führungsrollen zu haben", sagte sie. "Das Wirtschaftswachstum dieses Landes mit seiner alternden Gesellschaft wird davon abhängen, ob Frauen Teil der Arbeitswelt sind. Sonst wird es kein Wachstum geben."

Sandberg selbst hat eine Ausnahme-Karriere hingelegt. Nach ihrem Studium an der Elite-Universität Harvard holte ihr Mentor Larry Summers sie erst zur Weltbank, dann als Stabschefin ins US-Finanzministerium. Danach ging sie ins Silicon Valley zu einer kleinen Firma namens Google, die sich zu einem der größten Internetunternehmen der Welt entwickelte. Sandberg baute das weltweite Onlinegeschäft mit auf, bevor sie zu Facebook wechselte. Bei den Börsengänge der beiden Unternehmen verdiente sie Millionen.

"Ich habe viele Möglichkeiten und Kontrolle über mein Leben", sagte sie. Aus dieser Position heraus will sie den Kampf um mehr Gleichberechtigung neu entfachen. "Ich versuche, die Dinge ans Licht zu bringen, über die wir sonst so wenig reden."

Frauen sollten darauf achten, welche Jobs sie sich suchen. "Im IT-Bereich gibt es viel weniger Frauen als Männer. Das sind hoch bezahlte Führungsrollen", warb Sandberg. Als Grund für den geringen Frauenanteil nennt sie nicht verbreitete Stereotypen über Programmierer als sozial verklemmte Einzelgänger. Übervorsichtige Eltern seien Schuld. "Wir behüten unsere Töchter im Internet mehr als unsere Söhne", sagte Sandberg. "Behandeln Sie Ihre Kinder im Netz gleichberechtigt."

Was die eigenen Kinder möglicherweise auf Facebook umtreibt, darum muss Sandberg sich noch keine Sorgen machen. Ihre Kinder sind fünf und acht Jahre alt, "wir konzentrieren uns gerade ganz darauf, dass sie lesen lernen", scherzte sie. Bei Facebook darf man sich offiziell erst mit 13 Jahren anmelden. Das umgehen jedoch viele: Erst diese Woche zeigte eine Umfrage unter Kindern in Deutschland, dass Facebook eine Lieblingsseite der Sechs- bis 13-Jährigen sei.

"Ich denke, man muss mit Technologie verantwortungsvoll umgehen", sagte Sandberg. Das gelte für Facebook ebenso wie für Autos oder Handys. Facebook übernehme hier Verantwortung. So seien Profile oder Fotos, die Jugendliche auf der Plattform einstellen, nicht so weitgehend auffindbar wie Einträge von Erwachsenen. "Wir schränken die Nutzung von Facebook für Kinder ein", sagte sie. (dpa/tc)