??? die über Langfrist-Konzepte in Großunternehmen:

Ohne Betriebssystem XA läuft bald nichts mehr

09.08.1985

PARIS (CWN) - Verdoppeln wird sich alle dreißig Monate die Prozessorleistung installierter Systeme. Dieses Resultat ergab eine Untersuchung bei vier großen europäischen Anwendern von IBM- und IBM-kompatiblen Rechnern. Dabei erwartet Analyst Barney King, 22 Jahre in der Großrechner-Division von IBM tätig und jetzt unabhängiger Berater in Paris, jedoch kein reales Wachstum bei der Anzahl der Prozessoren.

King untersuchte Langfrist-Planungen in den Computerzentren von Rolls-Royce in England, Renault in Frankreich, Societé Générale de Banque in Belgien und Philips in den Niederlanden. Hier soll eine Kapazitäts-Erweiterung durch die Anwendung neuer Multiprozessor-Kombinationen, intelligenter Netze und neuer Software-Techniken bei Betriebssystemen erreicht werden.

Die Hauptergebnisse von Kings Studie, die den Zeitraum 1984 bis 1989 umfaßt:

- Reales Wachstum bei den großen Mainframes, auf denen das Betriebssystem MVS/XA läuft.

- Die Anzahl der installierten Mips (Millionen Instruktionen pro Sekunde) bei Systemen der IBM-308X-Klasse (IBMs Sierra war während des Untersuchungszeitraums noch nicht angekündigt) wird stark zunehmen.

- Die leistungsfähigen Multiprozessor-Systeme haben eine zu hohe Performance für die traditionellen Anwendungen.

- Die aktuellen Softwarepakete eignen sich nicht für die Multiprozessorverarbeitung, um auf der IBM 3084Q beispielsweise größtmögliche Leistung zu erreichen. Aus diesem Grund, so erwartet King, wird IBM demnächst "Partitioning"-Features für zukünftige VM/XA-Releases bekanntgeben.

Nach Ansicht von King werden sich die Anwender immer größeren Problemen gegenübersehen, wenn es um die Definition der Leistungsfähigkeit von den Multiprozessor-Systemen rein auf Mips-Basis geht. Besonders Schwierigkeiten sieht er in Online-Umgebungen. IBM biete hier bereits eine Lösung an, bei der "multiple cottrol regions" unter CICS 1.4 eingesetzt werden.

Auftraggeber der Studie war Amdahl Europa. Die Untersuchung basiert auf Interviews mit den vier genannten Unternehmen und wurde im Zeitraum Juli bis November 1984 durchgeführt. Zu den untersuchten Bereichen gehören Hardware, Software, Datenkommunikation und Datenbank-Management.

Die vier von dem IBM-Veteranen durchforsteten Unternehmen wiesen 1984 zusammen eine Leistung von über 621 Mips auf. Sie werden nach Ansicht des Beraters ihre Kapazität von 854 Mips in diesem Jahr auf 1140 Mips im Jahre 1986 erhöhen. Während desselben Zeitraums rechnet King mit einer Erhöhung der Anzahl der jetzt vorhandenen 99 IBM-43XX-Systeme auf 109. Gleichzeitig soll sich die Mips-Kapazität auf diesen Maschinen verdoppeln.

Fast alle 4331-Systeme werden - so der Bericht - auf den Level der 4361 aufgestockt, während die 4341 in den Second-hand-Markt gehen wird. (64 wurden im Jahre 1984 installiert, die Voraussage für 1986 liegt bei nur noch 19 Installationen).

Ein weiteres Ergebnis der Studie beschreibt das Käuferverhalten der Anwender. Danach ist die Lebensdauer des Systems wichtiger als der Kaufpreis. Sie ist für die Unternehmen fast so entscheidend wie die Möglichkeiten aufzustocken.

Die vier untersuchten Unternehmen zeigten Interesse an Zentralisierung oder beabsichtigen zu zentralisieren. Die Angebote der Hersteller machen es leicht - und sogar finanziell attraktiv - große Multiprozessor-Systeme und gleichzeitig viele Mikrocomputer zu haben, erläutert der Analyst. Separate Automatisierungszentren seien sehr teuer und auch schwer zu führen. Dem Zentralisierungsgedanken stellen sich allerdings menschliche Faktoren wie Machtstreben oder abteilungspolitisches Denken in, den Weg.

Deshalb werden sich nach Ansicht von King größere Maschinen immer mehr durchsetzen und neue technische Konsequenzen für den Anwender mit sich bringen. Ohne das Betriebssystem XA läuft bald nichts mehr, Multiprozessoren sind die Regel und die Netzwerke werden sich von den heutigen deutlich unterscheiden. Letzteres soll besonders dann der Fall sein, wenn Hunderte von Mikrocomputern unabhängige Updates auf gemeinsamen Datenbanken vornehmen.

An der "Sierra-Front" sieht die Studie folgende Ereignisse:

- Vektor-Verarbeitung als Option.

- Ein neues I/O-Subsystem mit einer Datentransferrate von sechs Megabytes pro Sekunde, um die erwarteten Double-Density-3380-Platten nutzen zu können.

- Ein flexibleres Kanal-Konzept, als derzeit auf der 3084 verfügbar.

- Neue Produkte laufen nur im XA-Modus und werden sehr teuer sein wie beispielsweise DB2 und MVS/ XA.

Eine Ende 1985 erscheinende VM/ XA-Version soll stärker Hardwareorientiert sein und zu einer besseren Unterstützung von Multiprozessor-Funktionen führen.