Offshoring erreicht den SAP-Markt

29.08.2005
Von Magdalena Schupelius

Vorbehalte gegenüber Externen

Noch ist es Anwenderunternehmen lieber, wenn deutsche Teams aus SAP-Spezialisten vor Ort agieren. Die Berater müssen schnell erreichbar sein und den Kunden kennen. "Wir wollen unsere SAP-Projekte gerne selbst in der Hand behalten", sagt etwa Thorsten Buller, Leiter IT-Governance bei Springer Science and Business Media. "Im SAP-Team muss zuerst die Chemie stimmen, dann erst kommt der Preis ins Rennen." Darum habe Springer laut Buller, eher Vorbehalte, wenn externe SAP-Dienstleister Offshoring-Leistungen einbeziehen.

Umstritten ist, ob und wie viele Arbeitsplätze in Deutschland durch den Offshoring-Trend verloren gehen. In einer Studie aus dem letzten Jahr von SAP in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Kaiserslautern und der Deutschen Bank hieß es, 50000 Arbeitsplätze seien bedroht. Das ist heute heftig umstritten. Die Urheber wollen dazu nicht mehr stehen. Der Offshoring-Report 2005 spricht nun sogar von einem Personalaufbau von fünf Prozent.

"Es ist Wunschdenken, zu glauben, dass diese Entwicklung SAP-Partner nicht betrifft.", kommentiert Thomas Heyn, Partner bei der IT-Personalberatung Jack Russell Consulting in München. Schon jetzt kommen die Veränderungen langsam, aber spürbar auf dem Markt an. Anbieter aus Indien und China, Ungarn, Tschechien und der Slowakei spielen schon mit auf dem deutschen SAP-Feld. Nicht zuletzt der Hersteller selbst baut seine Entwicklungszentren in Indien und Ungarn kontinuierlich aus.

Die großen deutschen SAP-Beratungsfirmen haben reagiert. Die Itelligence AG baute in den vergangenen Jahren eigene Standorte in Osteuropa auf. Freudenberg IT eröffnete vor wenigen Wochen in Budapest eine Niederlassung, die die gesamte Softwareentwicklung im SAP-Umfeld übernehmen wird. Und nun entdecken auch noch die indischen Firmen Osteuropa als Nearshore-Standort für den deutschen Markt. Der indische IT-Dienstleister Tata Consultancy Services (TCS) beispielsweise betreibt in Ungarn eine eigene Niederlassung. Suresh Raman, Regional Director Central Europe bei TCS: "Unser ungarischer Standort ist wesentlicher Ankerpunkt für den europäischen Markt. Wir haben hier große Pläne."