Experten streiten über das Für und Wider der Auftragsprogrammierung

Offshore - ja, aber ...

18.06.2004
MÜNCHEN (CW) - Die Auslagerung von Softwareentwicklungsarbeiten nach Indien oder Osteuropa ist umstrittener denn je. Immerhin geht es hierzulande um Tausende von Arbeitsplätzen. Doch droht deutschen Programmierern wirklich das Aus? Diese und andere Fragen zum Offshore-Trend diskutierten Anwender und Repräsentanten der IT-Industrie in einem Roundtable-Gespräch der Computerwoche.

Die SAP ist im indischen Bangalore aktiv, die Software AG in Pune - und auch die meisten Anwenderunternehmen sehen sich nach produktiveren Standorten um als dem deutschen. Arno von der Eltz, Leiter Informatik bei Wacker-Chemie, bringt es auf den Punkt: "Schon aus Kostengründen werden wir uns weiterhin mit Offshoring beschäftigen müssen." Drei von vier europäischen Unternehmen nutzen inzwischen IT-Kapazitäten in Niedriglohnländern. Anbieter wie Infosys, Wipro oder Tata Consultancy Services haben daraus einen Milliardenmarkt gemacht.

Neben niedrigeren Kosten führen IT- und Business-Manager auch die größere Motivation und Flexibilität ausländischer IT-Professionals ins Feld. Gartner-Berater Franz Schultz-Kult beispielsweise glaubt, das sich die Löhne zwischen Ost- und Westeuropa über kurz oder lang angleichen werden. "Was sich aber nicht so schnell ändern dürfte, ist die Flexibilität der dortigen Arbeitsmärkte und die Motivation der Leute."

Zudem müssten sich die Entwickler hierzulande einen Vorwurf gefallen lassen: Viele hätten mit einem individuellen Programmierstil versucht, sich dauerhaft unentbehrlich zu machen. Genützt hat es ihnen trotzdem nichts (siehe Seite 10). (gh)