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Sun gewinnt auf Anhieb 37 Partner

Offiziell vorgestellt: Bezauberndes Jini

26.01.1999
Von Michael Hufelschulte
Sun gewinnt auf Anhieb 37 Partner

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Anders als beim Launch der Internet-Programmiersprache Java, als Sun Microsystems mit Netscape gerade mal einen Partner aus der Industrie vorweisen konnte, war zur Vorstellung der "Java Intelligent Network Infrastructure", kurz Jini, eine ganze Reihe prominenter Vertreter aus Unterhaltungs- und Computerindustrie zur Unterstützung angetreten.

Zu Suns Jini-Partnern gehören unter anderem:

Konsumgüterindustrie: Bosch, Siemens, Ericsson, Kodak, Philips Electronics, Sharp, Sony, Symbian (das Joint-venture von Nokia, Ericsson, Motorola und Psion)

IT-Industrie: America Online (AOL), Bull, Epson, IBM, Palm Computing, Seagate, Computer Associates (CA), Inprise (vormals Borland), Novell

Die starke Betonung der Consumer Electr(on)ics, also der "braunen" und "weißen" Ware, dürfte unter anderem daran liegen, daß eine ganze Reihe von "Enterprise"-Eigenschaften von Jini, insbesondere zentrale Sicherheits-Features und die vielbeschworenen "Javaspaces", noch drei bis sechs Monate auf sich warten lassen dürften. Jini soll es nach dem Willen von Sun ermöglichen, unterschiedliche Geräte, die bislang "standalone" und vollkommen unabhängig voneinander ihr Dasein fristeten, getreu dem alten Sun-Motto "The network is the computer" zu vernetzen.

Technisch gesehen besteht Jini aus (derzeit) rund 35 000 Zeilen Java-Code und drei Hauptelementen: der "Jini Technology Core Platform" (JCP), der "Jini Technology Extended Platform" (JXP) sowie dem "Jini Software Kit" (JSK), die allesamt bei Sun zum Download bereitliegen. Darüber hinaus gibt es noch ein "Core Platform Compatibility Kit" (TCK) und eine erste Testversion der Javaspaces.

Jini nutzt die "Remote Method Invocation" (RMI) von Java, um Code-Teile im Netzwerk hin- und herzuschicken. So angesprochene Geräte benötigen daher keine vorinstallierten Treiber. Sie werden in einem als "Discovery" bezeichneten Prozeß im Netz registriert und angemeldet und bei Bedarf mit der nötigen Software versorgt. Dieses Konzept bezeichnet Sun als "dynamisches Verzeichnis".

Mit Jini tritt Sun gegen eine ganze Reihe prominenter Konkurrenten an, die ähnlich gelagerte Konzepte und Ansätze verfolgen. Dazu gehören:

Microsoft mit "Universal Plug and play" und "Millenium",

IBM mit "Tspaces",

Lucent mit "Inferno", sowie

Hewlett Packard mit "JetSend".

Zumindest vor Microsofts Universal Plug and play hat Sun-Chef Scott McNealy scheinbar keine Angst. Auf eine entsprechende Frage im Rahmen des Jini-Launches sagte er: "Ich kämpfe schon ein Leben lang gegen Microsofts 'Slideware' [Anspielung auf Präsentationsfolien: Software, die zwar bereits präsentiert wird, aber noch nicht fertig ist]", meinte McNealy in bekannter Lästermanier. "Das ist nun mal Microsofts Geschäftsstrategie. Sie sehen irgend etwas, das interessant, innovativ und möglicherweise bedrohlich aussieht. Dann lassen sie schnell eine Spezifikation raus, kriegen aber kein Produkt auf die Reihe und suchen dann nach einer kleinen Company mit ähnlicher Technologie, um sie zu kaufen. Momentan sind sie gerade in der Kaufphase. Ich hoffe, das geht nicht so schnell wie 64-Bit-NT..."