Online-Office von Microsoft

Office Online – Das können Word, Excel & PowerPoint im Browser

29.06.2014
Von 
Woody Leonhard ist Senior Contributing Editor bei der CW-Schwesterpublikation InfoWorld.

Starke Tabellenkalkulation

Microsofts Excel Online übernimmt fast alle Tabellenfunktionen und –spielereien, die man auch in der Excel-Desktop-Version vorfinden würde. Allerdings sind die Ergebnisse mancher Funktionen ein wenig anders in Excel Online. Während der Befehl INFO im normalen Excel etwa den aktuellen Pfad ausspuckt, schickt Excel Online nur ein #VALUE! zurück. Excel Online kann Zellen zusammenfügen, Rahmen einsetzen und Text so einfügen, dass er von einer in die nächsten Zellen fortgeführt wird. Es gibt Autovervollständigung, Hyperlinks, Sparklines und Drop-Down-Menüs, allerdings keine bedingte Formatierung.

Mit ein paar komplexen Ausnahmen gleichen Diagramme in Excel Online denen der Desktop-Version – genauso wie Pivot-Tabellen und Pivot-Diagramme. Externe Verweise werden von Excel Online nicht aktualisiert – zum Beispiel Verweise auf andere Tabellen, die bei OneDrive gespeichert sind. Arbeitsmappen, die ActiveX-Controls, altmodische Makros, XML Smart Tags oder alte Formen beinhalten, können in Excel Online nicht geöffnet werden. Ebenso wie passwortgeschützte Arbeitsmappen. Immerhin lassen sich aber schreibgeschützte Dokumente öffnen. Wenn Sie ein .xls-File öffnen, konvertiert es Excel Online automatisch in eine .xlsx-Datei.

Kurz gesagt deckt auch Excel Online alle gängigen Basics ab, die auch erfahrene Nutzer von Excel gebrauchen könnten. Das Fehlen von Formen mag für einige Workbooks zu einem Problem werden, ebenso die Abwesenheit von Makros. Wer grundsätzlich mit Passwort-geschützten Dokumenten arbeitet, kann mit Excel Online ohnehin nichts anfangen.

Absurde Präsentationen

PowerPoint Online ist zweifellos das schwächste der drei Office-Online-Programme. Bearbeiten lassen sich Präsentationen nur über die Editier-Ansicht. Ein Online-Äquivalent zum gewohnten Outline Master oder Slider-Sortierer des normalen PowerPoint gibt es nicht. Auch Präsentier-Notizen werden Ihnen wenig helfen – dazu fehlt eine passende Präsentations-Ansicht.

Video und Audio lassen sich bei PowerPoint Online nicht in eine Präsentation einfügen. Nur Formen, Textboxen und SmartArt werden unterstützt. Wer eine Präsentation mit der Desktop-Version von PowerPoint erstellt und dort ein Video eingefügt hat, kann dies unter PowerPoint Online nur mit installiertem Silverlight abspielen. Wer einen verlinkten Clip abspielen möchte, benötigt hingegen Flash – das Aus für mobile Browser. Auch das Abspielen von zuvor eingebetteten Videodateien, die größer als 50 MB sind (oder WAV-Dateien größer als 100 KB), bereitet in PowerPoint Online echte Kopfschmerzen.

Sie können keine Bilder in eine Präsentation einfügen, die Sie zuvor aus anderen Präsentation herauskopiert haben. Eine „Suchen & Ersetzen“-Funktion fehlt ebenfalls. Animationseffekte sind auf ein Minimum reduziert worden und als Übergänge zwischen den Slides stehen nur noch Ausbleichen und Verwischen zur Verfügung. Hyperlinks lassen sich zwar in Textform einfügen, jedoch nicht bei Bildern oder Formen hinterlegen. Tabellen dürfen eingefügt, aber nicht mehr angepasst werden. Diagramme oder Gleichungen finden erst gar keinen Weg in die Präsentation.

PowerPoint Online mag ausreichend sein für das Erstellen einer sehr simplen Präsentation, oder um sich grobe Skizzen einer solchen zu machen, um sie später an der Desktop-Version auszuarbeiten. In puncto Bearbeitung einer bereits existierenden Präsentation gewinnt PP Online aber keinen Blumentopf – zu viele Bugs und Abstürze noch dazu. Verglichen mit Word und Excel Online scheint PP Online extrem beschnitten.

Kompatibilität zu Microsoft Office

Eigentlich sollte man erwarten, dass Office Online problemlos mit Office-Dokumenten zurechtkommt. Um herauszufinden, ob es das wirklich tut, haben wir es in der Praxis mit sechs real existierenden Dokumenten ausprobiert. Für Word Online testeten wir mit einem normalen .doc-File mit ungewöhnlicher Schriftart und einer Tabelle mit simpler Formel, einem .docx-Dokument mit nachverfolgten Textänderungen, und einem vierseitigen 65-MB-docx-Newsletter, vollgepackt mit Textboxen und Grafiken. Für Excel Online versuchten wir es mit einem großen, aber recht einfachen .xls-File, und einem eher komplexen .xlsx-Einseiter inklusive Diagramm. Zu guter Letzt unterzogen wir PowerPoint Online einem Test mit einer einfachen .ppt-Datei.

Das einfache .doc-File ließ sich in Word Online ohne Zwischenfälle öffnen. Das Dokument sah gut aus, allerdings wurde der Wingdings-Font mit ausgegrauten Feldern und dem Schriftzug „Symbol“ ausgetauscht. Auch die Formel in der Tabelle funktionierte nicht – stattdessen ein graues Feld mit einer hinterlegten Warnbotschaft. Nach ein paar vorgenommenen Änderungen speicherten wir das Dokument erneut ab und öffneten es in OneDrive per Rechtsklick und „Öffnen mit Word“. Daraufhin begrüßte uns eine Warnmeldung, dass einige Dateien unsere Computer beschädigen könnten. Wir öffneten die Datei trotzdem und endlich wurden auch die Wingdings angezeigt. Die Tabellenformel allerdings funktionierte noch immer nicht – erst nach einem Rechtsklick und der Option „Feld aktualisieren“ funktionierte dann alles einwandfrei.

Auch das .docx-Dokument mit den nachverfolgten Änderungen öffnete sich in Word Online problemlos – und auch alle nachverfolgten Änderungen im Dokument wurden akzeptiert. Wir nahmen ein paar kleinere Änderungen vor und warteten, bis sich Word Online mit OneDrive synchronisiert hatte. Dann öffneten wir auch das neue Dokument wieder im normalen Word. Erfreulicherweise auch hier alles bestens: Nicht nur alle alten Nachverfolgungen waren nach wie vor im Dokument, sondern auch alle neuen Änderungen, die wir vorgenommen hatten. Volle Punktzahl.

Der vierseitige Newsletter stellte sich hingegen als kleine Herausforderung dar. Allein das erste Öffnen dauerte knapp zehn Minuten. Einmal geöffnet, ließ sich das Dokument dann aber auch nicht mehr bearbeiten. Eine Meldung wies uns darauf hin: „Es tut uns leid, Word Online kann das Dokument nicht öffnen, weil es zu groß ist.“ Um Word Online eine zweite Chance zu geben, öffneten wir den Newsletter nochmals im normalen Word und entfernten die letzten beiden Seiten, die ausschließlich aus Fotos und Textboxen bestanden. Dadurch schrumpfte der Newsletter von ursprünglich 65 auf 37 MB. Das erneute Öffnen des verschlankten .docx-Dokuments in Word Online brachte dann aber dieses Kauderwelsch zustande:

Word Online "zerstört" den Newsletter
Word Online "zerstört" den Newsletter

Das lange, aber einfache .xls-Dokument öffnete sich zur reinen Ansicht in Excel Online ohne Murren. Der Wechsel in den Bearbeitungsmodus brachte allerdings eine weitere Fehlermeldung hervor: „Wir können das Workbook nicht öffnen, weil es Makros enthält, die wir in einem Browser nicht darstellen können.“

Das komplexere .xlsx ließ sich ebenfalls nicht öffnen: „Es tut uns leid, wir können die Arbeitsmappe im Browser nicht öffnen, weil sie folgende, nicht unterstützte Funktionen enthält: Verschlüsselung. Möchten Sie die Datei stattdessen in Excel öffnen?“ Schade. Denn exakt die gleiche Arbeitsmappe ließ sich in Apples Numbers für iCloud anstandslos öffnen…

Leider wurde auch die simple PowerPoint-Präsentation nicht korrekt in PowerPoint Online geöffnet. Im Bearbeitungsmodus ging eine Grafik verloren, die kurzerhand durch eine große, schwarze Box ersetzt wurde. Immerhin ließ sich die Präsentation ohne größere Probleme abspielen – inklusive Folienübergängen und Automatismen. Nach ein paar Änderungen im Dokument und dem erneuten Öffnen im normalen PowerPoint, war die Grafik immer noch verschwunden… alles andere funktionierte aber korrekt.