Microsoft verspricht mehr Produktivität für Informationsarbeiter

Office 11: Unternehmensanwender im Visier

25.10.2002
MÜNCHEN (CW) - Dass sich die nächste Version von Microsofts Bürosuite "Office" nicht mehr über das x-te neue Feature verkaufen lassen wird, ist inzwischen auch den Marketing-Strategen in Redmond klar. Deswegen setzt Office 11 auf Datenaustausch via XML und Funktionen für die Gruppenarbeit.

Die Anwendungen in Office 11 werden optional XML (Extensible Markup Language) nativ für den Austausch von Informationen verwenden. Die bisherigen proprietären binären Dateiformate werden zwecks Abwärtskompatibilität natürlich weiterhin unterstützt. Anders als das konkurrierende "Staroffice" von Sun, das seit Version 6 seine Dateien ebenfalls in XML-Form speichert, geht es Microsoft primär um den Inhalt - XML-Content wird nicht per se einer bestimmten Dokumentenart oder Anwendung zugeordnet; das Format dient vor allem der Trennung von Inhalts- und Präsentationsebene.

Gleichzeitig bildet die XML in Office 11 die Grundlage für eine echte Neuerung: die "Smart Documents" mit programmierbaren Aufgabenbereichen. Smart Documents sind gewissermaßen die Evolution der Dokumentvorlage: Über XML werden dem Benutzer zu einem Dokument gehörende beziehungsweise erlaubte Elemente präsentiert, die er dann einfach in seine Datei hineinziehen kann. Dabei lassen sich auch externe Informations- und Datenquellen einbinden - etwa ein per Web-Service bereitgestellter Aktienkurs.

Einen weiteren Schwerpunkt haben die Entwickler in Redmond bei Office 11 auf das Thema Collaboration gelegt. Ein Stichwort lautet "Sharepoint Team Services": Die Server-Ergänzung zum Anwendungspaket soll in der neuen Version 2 unter anderem die Office-Integration mit "Meetings Workspaces", die gemeinsame Arbeit an Dokumenten in Echtzeit und eine gegenüber Office XP verbesserte Versionskontrolle bringen.

Dabei spielt auch das Thema Content Control eine wichtige Rolle. Für Office-Dokumente lässt sich unter anderem künftig explizit festlegen, wer in welchem Bereich einer Datei bestimmte Rechte hat. Damit soll es auch endlich möglich werden, von einer ganzen Arbeitsgruppe revidierte Dokumente mit vertretbarem Aufwand zu einem endgültigen Inhalt zusammenzuführen.

Office 11 bringt auch ein paar Neuerungen, die auch Otto Normalbenutzer die Arbeit erleichtern. In Word, das häufig nur zum Lesen und nicht zum Editieren von Texten verwendet wird, gibt es eine neue Ansicht, die eigentlich für den Papierausdruck gedachte Dokumente am Bildschirm lesefreundlicher anzeigt.

Das Vorschaufenster in Outlook sitzt in Version 11 nicht mehr unter der Nachrichtenübersicht, sondern rechts davon, so dass die volle Bildschirmhöhe ausgenutzt wird. Und Filter- und Suchfunktionen funktionieren auch über Unterordner des Posteingangs und Archivordner hinweg. Für Office 11 und dessen Nachfolger stellt Microsoft kurz gefasst die Produktivität einer Organisation, eine integrierte Client-Server-Architektur und Lösungen anstelle invidueller Features in den Vordergrund. Ob die Anwender diesen überfälligen Wandel dem Hersteller im wahrsten Sinne des Wortes abkaufen, wird sich Mitte kommenden Jahres zeigen - dann soll Office 11 offiziell das Licht der Welt erblicken. (tc)