Offenes System statt Standardsoftware Matra laeutet mit CAS.Cade einen Generationswechsel ein

05.08.1994

MUENCHEN (CW) - Zur Integration von Entwicklungs-, Organisations- und Produktionsprozessen reichen Standardloesungen eines einzelnen Herstellers auch im CAD/CAM-Bereich offensichtlich nicht mehr aus. Vor diesem Hintergrund bietet die Matra Datavision GmbH ihre sogenannte Software-Factory "CAS.Cade" an. Sie stellt eine offene Programmierplattform dar, mit der Konstruktionsanwendungen entwikkelt, Fremdprodukte adaptiert und in Unternehmensablaeufe integriert werden koennen.

Die neue Programmierumgebung, deren Namensgebung sich aus CASE for CAD ableitet, bedeutet einen Generationswechsel gegenueber dem bisherigen Flaggschiff des Herstellers, dem Standardkonstruktionssystem "Euclid". CAS.Cade war von Matra urspruenglich fuer den Eigenbedarf zum Entwurf eines neuen Modellers gedacht. Doch der Erfolg des Entwicklungs-Tools bei Pilotanwendungen im Strassen- und Hochbau sowie bei einem geologischen 4D-Simulationsmodell fuer zeitliche Bodenveraenderungen hat den Hersteller veranlasst, beide Systeme getrennt anzubieten.

Die Programmierwerkzeuge in CAS.Cade arbeiten objektorientiert mit den Sprachen C++ und CDL (CAS.Cade Definition Language). Die Sammlung der Tools soll unter anderem die Entwicklung von CAD/CAM- Anwendungen unabhaengig vom Betriebssystem oder von der Datenbank erlauben. Dafuer stehen Session Manager, Dialogfenster, Datenbank- Browser sowie 2D- und 3D-Viewer zur Verfuegung. Mit Hilfe eines OSF/Motif-orientierten GUI-Builders lassen sich Oberflaechen gestalten, wobei Multimedia als Online-Hilfe integriert werden kann.

Als Besonderheit der Entwicklungsumgebung hebt Matra hervor, dass ausser der Geometrie auch die Verarbeitung von Produktdaten unterstuetzt wird. Da das System aufwaertskompatibel ist, lassen sich Daten aus Euclid oder anderen Konstruktionsapplikationen in CAS.Cade-basierende Anwendungen uebernehmen.

Zur Modellierung sind nahezu alle Werkzeuge Step-konform ausgelegt. Auch kuenftige Definitionen dieses international vorbereiteten Standards fuer den Austausch von Produktmodelldaten koennen laut Hersteller integriert werden.

Ausserdem unterstuetzt CAS.Cade eine Non-Manifold-Topologie (beliebige Elemente lassen sich in einem Geometriemodell kombinieren), Nurbs, Bezier, analytische Geometrie sowie unlimitierte Datenstrukturen.

Die Software-Factory ist bereits verfuegbar, der damit entwickelte 3D-Volumen-Modeller soll gegen Jahresende folgen. Die Adaption der Anwendungspalette an das neue System will Matra in drei Phasen bis spaetestens Ende 1996 vollzogen haben.