Offener Brief an Oracle

18.03.1994

Liebe Marketiers von Oracle, auf den ersten Blick fand ich Eure Werbung mit dem Mutterschwein, das seine Ferkel stillt, einfach saugut. Dann habe ich den Anzeigentext gelesen: "Ohne irgendwelche Extras greifen jetzt alle Clients auf alle verteilten Server genauso einfach zu wie auf einen einzelnen Server." D'accord, so stellt man sich idealerweise die Wirkung von Client-Server- Datenbanken vor. Der Gedankensprung zur abgebildeten Muttersau will jedoch nicht gelingen. Die Ferkel haben doch keine Wahl, sind von der Muttersau abhaengig - die Folgen eines Fehlverhaltens muss man nicht ausmalen. Kurz gesagt: Die ganze Ferkelei, eine voellig einseitige Beziehung, funktioniert nach dem Master-Slave-Prinzip - um ein Bild aus der DV herzunehmen, was Ihr von Oracle mit der Anzeige ja versucht habt. Kommt einem irgendwie bekannt vor, nur dass Ferkel gewoehnlich nicht blau sind. Master-Slave gleich Client- Server - so neu ist das nicht: Soll uns das die Anzeige sagen? Der Briefschreiber will es nicht annehmen. Millionen Autos auf unseren Strassen, ein gut ausgebautes Tankstellennetz und damit die Wahl, sich fuer die beste Servicestation entscheiden zu koennen: Das ist Client-Server - und das war fuer Autopioniere vor 60 Jahren einmal neu. Klar, dass sich das in einer DV-Anzeige nicht so einpraegsam darstellen laesst. Nichts fuer ungut, liebe Oracler, aber vielleicht unterhaltet Ihr Euch gelegentlich einmal mit den Werbeleuten von Aral, womit nichts gegen Agip, Gupta, BP, Informix, DEA, Ingres, Elf, Sybase oder Shell gesagt sein soll.

Euer ergebener Sebastian Trauerwein