Network Directory Services/Kommentar

Offene Fragen

14.07.2000

Sie sind die Wunderdroge für den E-Commerce, wenn man den Herstellern glauben darf. Ohne Verzeichnisdienste als die grundlegende Enabling-Technology, so die Marketiers, tun sich die Anwender schwer, Supply-Chain-Management, Customer-Relationship-Management, Public-Key-Infrastructure etc. zu einer DV-Plattform für die New Economy zusammenzuschnüren.

Zugegeben, die Argumentation der Hersteller erscheint logisch, doch es gibt nach wie vor einige offene Fragen. Warum nutzen nicht alle Unternehmen Verzeichnisdienste, wenn die Vorteile so offen auf der Hand liegen? Warum bereitet die Integration beziehungsweise die Zusammenarbeit der Directories noch immer Probleme?

Die Antwort auf die erste Frage ist relativ einfach, die Lösung dafür schwieriger: Selbst heute ist es nicht trivial, ein Directory, das diesen Namen verdient, im Unternehmen einzuführen. Aufgrund seiner Komplexität, die alle Bereiche der DV betrifft, erfordert es einen immensen Planungs- und Consulting-Aufwand, wenn der Anwender am Schluss mit dem Einsatz einen echten Mehrwert erzielen will. Und diese Vorarbeiten sind zeitaufwendig und teuer, weshalb viele Unternehmen noch vor einer Einführung zurückschrecken.

Erschwerend kommt hinzu, dass die Hersteller in zwei Lager gespalten sind: Die einen befürworten X.500-basierte Ansätze, die anderen feiern LDAP als Nonplusultra. Mit dem Nachteil für den Kunden, dass das Zusammenspiel zwischen beiden Welten nicht auf Anhieb funktioniert. Zwar versprechen Konnektoren Abhilfe, doch in der Praxis ist nicht auf jeder Plattform ein Konnektor für alles erhältlich.

Ungeachtet der offenen Fragen, dürfte zumindest eines im Sommer 2000 unbestritten sein: Mit der Einführung seines Active Directory kommt Microsoft die Ehre zuteil, Verzeichnisdienste im Bewusstsein der Anwender verankert zu haben. hi