Veräußerung aus persönlichen Beweggründen

Österreichisches Systemhaus kauft Seitz

17.10.1997

Die Unternehmensgruppe, die zur börsennotierten VA Technologie AG gehört, soll mit nunmehr 450 Mitarbeitern europa- und weltweit ein Umsatzvolumen von 170 Millionen Mark erwirtschaften. Vor allem in Osteuropa sieht das Systemhaus Chancen, zumal Seitz das SAP-Geschäft in Bulgarien weitgehend allein betreute und auch in Rumänien stark vertreten ist. Angaben zum Kaufpreis wurden nicht gemacht.

Finanzielle Schwierigkeiten waren laut Seitz-Geschäftsführer Joachim Geffken nicht der Grund für den Verkauf der Pforzheimer Softwareschmiede. Im Gegenteil, Seitz werde das "beste Geschäftsjahr aller Zeiten abschließen". Das gelte nicht nur für das R/3-Business, sondern auch für die Sparten Outsourcing, Internet-Services sowie für das hauseigene PPS-System "Diaprod", das auf HP-3000-Rechnern von Hewlett-Packard läuft.

AI und Seitz tummelten sich bislang in weitgehend identischen Märkten: Beide sind auf dem Fertigungssektor zu Hause, bieten Outsourcing-Leistungen an und haben sich einen Namen als SAP-Mittelstandspartner gemacht. Komplementär ist das Angebot im Bereich CAD und CAM, wo AI Informatics gegenüber Seitz ein größeres Produktportfolio aufzuweisen hat. Außerdem haben die Wiener durch ihren Strategie- und Technologieberatungs-Zweig Zugang zu zahlreichen Großunternehmen.

Die Seitz-Geschäftsführer begründen den Verkauf ihres 1972 gegründeten Lebenswerks mit persönlichen Motiven. Man habe den eigenen Rückzug vorbereiten und das Bestehen des Unternehmens im Sinne der Kunden und der eigenen Mitarbeiter langfristig sichern wollen. "Wir hatten für den Prozeß der Übergabe eigentlich einen längeren Zeitraum ins Auge gefaßt", so Geffken. "Daß es nun auf Anhieb funktioniert, hat uns selbst gewundert - wir hätten uns auch einen Zeitraum von drei bis vier Jahren vorstellen können."

Geffken plant, zum Jahresende die Geschäftsführung von Seitz abzugeben und dem Unternehmen bis 1999 als Beirat und Berater zur Seite zu stehen. Sein Kompagnon Herbert Augenstein, der 51 Prozent der Anteile besaß, wird Mitte 1998 seinen Chefsessel räumen, aber ebenfalls bis 1999 Beraterdienste leisten.

Mitarbeiter werden durch die Übernahme voraussichtlich nicht ihren Job verlieren, auch die Kunden sollen keine Nachteile erleiden. Beispielsweise wird das auf dem Produkt Diaprod basierende PPS-Geschäft bis weit in das neue Jahrtausend hinein weiterbetrieben. Geffken erklärt, solange HP seine proprietäre HP-3000-Architektur pflege, werde es auch die PPS-Software auf dem jeweils neuesten Stand geben.