Harvey Seegers, CEO von Global Exchange Services, im Gespräch

"Öffentliche Marktplätze werden scheitern"

29.06.2001
Harvey Seegers leitet die General-Electric-Division Global Exchange Services (GXS). Der einstige EDI-Partner für 100 000 Unternehmen will sich zum Spezialisten für XML-basierte E-Business-Marktplätze wandeln und sowohl Software als auch Dienstleistungen anbieten.

CW: Welche Zukunft haben öffentliche Marktplätze?

Seegers: Die meisten öffentlichen Marktplätze werden scheitern. Mehrere Konkurrenten auf einer Plattform mit einer gemeinsamen Infrastruktur zu versammeln ist ein Desaster. Außerdem kann es kartellrechtliche Schwierigkeiten geben.

CW: Wie steht es um private Marktplätze?

Seegers: Sie haben viel bessere Chancen. In der ersten Phase nutzten private Marktplätze EDI-basierte Systeme, um bestehende Geschäftsverbindungen zu automatisieren. Der wahre Nutzen des Internet liegt aber darin, Menschen zusammenbringen, damit sie verhandeln, kooperieren und Transaktionen abwickeln können. Es gibt allerdings noch keinen Königsweg, um das zu tun. Selbst im XML-Bereich existieren viele verschiedene Standards.

CW: Was unterscheidet GXS von anderen Marktplätzen?

Seegers: Als Teil von General Electric sind wir sehr gut mit Kapital ausgestattet. Das ist entscheidend für die Konstitution und Überlebensfähigkeit jedes Marktplatzes. Wir sind meines Wissens nach die einzige Organisation, die eine komplette Softwareimplementierung und -integration anbietet und den Dokumentenaustausch für Handelspartner ermöglicht.

Darüber hinaus stellen wir Anwendungen mit einem Mehrwert zur Verfügung, die auf der Infrastruktur der Marktplattform aufsetzen. Dabei geht es nicht nur um die Abwicklung von Internet-basierten Transaktionen, sondern beispielsweise auch darum, den beteiligten Partnern Zusammenarbeit anzubieten.

CW: Was ist für Sie der heißeste IT-Trend?

Seegers: Software als Service ist ein Modell, das Unternehmen verstehen. Es hilft ihnen, die Frage zu beantworten, wie sich Investitionen rentieren. Gegenwärtig entstehen gewaltige Einstiegskosten für Softwarekäufe, und es kann Jahre dauern, bis man sagen kann, ob sich das Ganze ausgezahlt hat. Wird Software als Service bezogen, entfällt der Aufwand, Verbesserungen zu integrieren, und man bezahlt nur das was man auch tatsächlich nutzt. Das ist viel transparenter und kann den Return on Investment (ROI) beschleunigen. Mit steigenden Bandbreiten und einer kosteneffizienteren Abwicklung wird es zudem möglich, Software per Abonnement zur Verfügung zu stellen. Als Hersteller trage ich das Risiko für meine Kunden.