In zwei Jahren zum staatlich geprüften Wirtschaftsinformatiker

Öffentliche DV-Schule bietet Ausbildung auch in Teilzeit an

06.12.1991

MÜNCHEN (hp) - Gerade im DV-Bereich eilt staatlichen Schulen der Ruf voraus, hinter der technischen Entwicklung hinterherzuhinken. Inzwischen gibt es aber öffentliche Institute, die den privaten das Wasser reichen möchten. Zu ihnen gehört das berufliche Schulzentrum in Deggendorf.

Während sich private Schulen in der Regel auf Umschulungen konzentrieren, hat die öffentliche Fachschule für Datenverarbeitung in Deggendorf mit der Ausbildung zum staatlichen geprüften Wirtschaftsinformatiker eher den im Berufsleben stehenden, ehrgeizigen DV-interessierten Kaufmann im Visier. Der Unterschied zwischen privaten und öffentlichen Institutionen wird aber vor allem bei den finanziellen Forderungen deutlich. Die Berufsfachschule in Deggendorf kostet während der Vollzeitausbildung pro Schuljahr 6500 Mark. Bei privaten Schulungsanbietern muß der Teilnehmer oder in den meisten Fällen das Arbeitsamt das Zwei- bis Dreifache bezahlen.

Beim Thema Finanzen sind die privaten Anbieter oft Kritik ausgesetzt. Da die Umsetzung der Lerninhalte in den meisten Fällen noch nicht kontrolliert, wird, bietet sich hier ein lohnendes Betätigungsfeld für unseriöse Schulen. Dies trifft allerdings nur auf einen kleinen Teil der privaten Anbieter zu.

Private und öffentliche Ausbildungsstätten liegen sich schon seit vielen Jahren in den Haaren und kritisieren sich gegenseitig recht heftig. Die Öffentlichen DV-Ausbildungsstätten müssen sich dabei anhören, sie seien technisch nicht Up-to-date und praxisfern. Gegen diesen Vorwurf setzt sich Schulleiter Ulrich Slotta heftig zur Wehr: "Was die Hardware angeht, - wir haben eine C40, eine AS/400, ein Unix-System und ein PC-LAN - müssen wir uns nicht verstecken. Auch in puncto Dozenten können wir mithalten, da bei uns nur Berufspratiker mit einem DV-Hochschulabschluß unterrichten."

Bisher fand die Ausbildung zum staatlich geprüften Wirtschaftsinformatiker an der Deggendorfer Fachschule für Datenverarbeitung in einem zweijährigen Vollzeitunterricht statt. Jetzt besteht die Möglichkeit, die Ausbildung größtenteils in Teilzeit zu absolvieren. Zwei Jahre lang findet der Unterricht an zwei Abenden und am Samstag statt. "Während dieser Zeit geht der Teilnehmer kein Risiko ein und kann seinen Beruf weiterhin ausüben", erklärt Slotta.

Im dritten Jahr findet die Ausbildung ganztags statt. Hierzu soll der Arbeitgeber den interessierten Mitarbeiter für die Zeit der Weiterbildung beurlauben. "Dies ist noch Wunschdenken, denn bis jetzt hat sich noch kein Arbeitgeber dazu bereitgefunden. Das wird sich aber ändern, wenn das Angebot auf dem Arbeitsmarkt knapper wird, und die Arbeitgeber auf qualifizierte Mitarbeiter aus den eigenen Reihen angewiesen sind", kommentiert Slotta. Bis jetzt bleibt den Mitarbeitern nichts anderes übrig, als zu kündigen, bevor sie das dritte Jahr absolvieren. Vor allem ehrgeizige, aufstiegsorientierte Mitarbeiter entscheiden sich für diese Art der Weiterbildung.

Neben Wirtschaftinformatikern bildet das Schulungszentrum auch DV-Kaufleute aus. Insgesamt befinden sich rund 80 in der Ausbildung. Das soll sich allerdings bald ändern. Mit einem Investitionsaufwand von rund 15 Millionen baut der Landkreis Deggendorf ein neues Schulgebäude.

Auch die DV-Ausstattung wird noch ausgebaut. In dem neuen Gebäude sollen alle Rechnerkomponenten in einem heterogenen Netzwerk integriert werden.