IP-Adressen gehen aus

OECD fordert Umstieg auf IPv6

15.05.2008
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat die Staaten und die Wirtschaft aufgerufen, mit der Version Sechs des Internet Protocols (IPv6) die Entwicklung des Internets sicherzustellen.

Das Internet wird Opfer seines eigenen Erfolges. 85 Prozent der möglichen Internet-Adressen werden bereits genutzt und in drei Jahren könnten keine neuen Internet-Adressen mehr zur Verfügung stehen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat daher am Donnerstag die Staaten und die Wirtschaft zum Umstieg auf IPv6 aufgefordert. IPv6 ermögliche die Bereitstellung einer praktisch unbegrenzten Zahl von Adressen, teilte die OECD in Paris mit. Außerdem fördere sie die Verbreitung von Breitband, Mobilfunk über Internet und Sensornetzen.

Regierungen und Wirtschaft müssten bei den Internetanbietern und IT-Unternehmen für den Übergang vom heutigen System IPv4 auf IPv6 werben, erklärte die OECD. Der Schritt sei keine Last, sondern biete wirtschaftliche Chancen. Die japanische Telekomfirma NTT nutzt IPv6 bereits zur Vernetzung tausender Erdbebensensoren, die automatisch Warnungen für Verkehrsfunk und Fernsehen verbreiten. Dazu sind Millionen Internet-Adressen nötig. Die US-Regierung bereitet die Internet-Netze ihrer Behörden bis Juni auf IPv6 vor. China will die Olympischen Spiele für einen Großversuch der Technik beim Einsatz von Mobilfunk und Verkehrs- und Sicherheitssystemen nutzen.

Was ist IPv6?

Das Internet-Protokoll (IP) bildet die Infrastruktur für die Netzkommunikation. Seine Aufgabe ist es, Datenpakete und Kommunikationsströme an die richtigen Adressen zu transportieren. Dafür erhält jeder Rechner, der sich in das Netz einwählt, eine eigene IP-Adresse zugewiesen, die ihn eindeutig identifiziert. Das herkömmliche Internet-Protokoll in der Version vier (IPv4) könnte nach Einschätzung von Experten bei der rasant zunehmenden Nutzerzahl allerdings schon bald an seine Grenzen stoßen.

Das IPv4 können theoretisch insgesamt vier Milliarden Computer nutzen - eine Kapazität, die lange Zeit als völlig ausreichend erachtet wurde. Vielen der ersten Nutzern des Netzes wurden jedoch ganze Subnetze mit tausenden Adressen zur Verfügung gestellt. Da inzwischen vor allem im asiatischen Raum Millionen Nutzer dazu kommen, könnte es bald knapp werden - so schätzen zumindest einige Experten. Die neue, seit etwa 1995 in Arbeit befindliche Version des Protokolls (IPv6) soll nun eine fast unvorstellbare Anzahl (Sextillion, eine Zahl mit 36 Nullen) an verfügbaren Adressen bieten und ermöglichen, allen technischen Geräten, wie etwa auch Kühlschränken und Kaffeemaschinen, eine feste IP-Adresse zuzuweisen. (dpa/mb)

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