Objektorientierte Softwarestruktur waere wuenschenswert

31.03.1995

Diese pragmatische Aeusserung zum Thema "Standardsoftware und SAP" haben wir von einem Leser via Compuserve erhalten: Beim heutigen Kostendruck wird es sich kein Manager erlauben, unausgereifte Produkte einzufuehren und damit den Projekterfolg zu gefaehrden. R/2 und R/3 aus diesem Grund als Dinosaurier und die Verantwortlichen als Lemminge zu bezeichnen, geht wohl vollstaendig am Thema vorbei.

Fakt ist: Weniger wettbewerbskritische Bereiche werden kuenftig mit kostenguenstiger Standardsoftware abgedeckt, wobei gewollt oder zumindest billigend in Kauf genommen wird, dass die Ablaeufe standardisiert werden. Man buendelt konsequent die Ressourcen, um in wettbewerbsrelevanten Bereichen entscheidende Marktvorteile erzielen zu koennen. Dieser Markt wird von Firmen wie SAP, Oracle, Baan, JDE und gegebenenfalls Microsoft bestimmt werden.

Jedes Produkt dieser Anbieter hat Staerken und Schwaechen. Es ist Aufgabe des Projektleiters, das fuer sein Unternehmen geeignete Produkt auszuwaehlen (wie waere es mit einem CW-Extra mit einer profunden Gegenueberstellung der Produkte?). Es entsteht hierbei in jedem Fall eine Abhaengigkeit vom Software-Anbieter, denn nur durch den Einsatz vieler Module eines Anbieters ergibt sich der gewuenschte Synergieeffekt.

Der deutsche Softwaremittelstand hat sich dieser Situation zu stellen. Eine offene, objektorientierte Softwarestruktur waere wuenschenswert. Sollte dies mit praktikablen, einsatzfaehigen Produkten gelingen, wuerden die Karten neu gemischt. Doch ein solches Ziel ist nicht durch Lamentieren und Polemik zu erreichen.

Ralf Mueller-Reil ueber Compuserve 100520,2115