Erika Horn, Wolfgang Schubert

Objektorientierte Software-Konstruktion.

20.08.1993

Was bei der Entwicklung einer Maschine seit Menschengedenken Gueltigkeit hat, muss auch beim Entwurf einer Software beachtet werden. Bevor das Programm laeuft und alle Aufgaben zufriedenstellend erfuellt, muessen Prototypen entworfen und immer wieder modifiziert werden. Spielten beim Programmieren von Softwarepaketen frueher klassische Modelle wie Daten- oder Steuerflussstrukturen und Entity-Relationship-Diagramme eine wichtige Rolle, haben neuere Methoden erkenntnistheoretische Wurzeln und unterstuetzen die Abstraktion, die Klassenbildung und die Klassifikation. Ursache dafuer ist die rasante Entwicklung im Bereich der objektorientierten Programmierung, mit der die Modellierung dem menschlichen Erkenntnisprozess aehnlicher wird.

Das neue Lehrbuch des Hanser Verlags erliegt nicht der Versuchung, objektorientierte Programmierung als alleinigen Ausweg aus der sogenannten Softwarekrise zu proklamieren. Vielmehr geht es den Autoren darum, neue und klassische Methoden nebeneinanderzustellen und zu verknuepfen. Konkrete Fragen gelten also der Auswahl des richtigen Modells fuer eine spezifische Problemstellung, den Abhaengigkeiten zwischen den Modellen sowie moeglichen Wegen, um von einem praktischen Problem zu einem loesungssicheren Programm zu kommen. Weiterfuehrende Ueberlegungen befassen sich mit der Schwierigkeit, von den herkoemmlichen Requirements-Engineering-Modellen objektorientierte Systeme abzuleiten und diese anschliessend in modulare Programme zu transformieren.

Im ersten Hauptteil leiten die Verfasser eine Methodik fuer die Modellierung eines komletten Softwarekonstruktions-Prozesses ab. Teilsystem-Architekturen fuer Klassen von Softwareprodukten und eine Betrachtung von Modulen, Objekten und zugrunde liegenden Verarbeitungsmodellen stehen im Mittelpunkt des zweiten Abschnitts.

Das dritte Kapitel als Kern des Buches entwirft schliesslich eine Software-konstruktions-Methodik und setzt die zugehoerigen Modellierungsverfahren und die behandelten Musterarchitekturen zueinander in Beziehung. Besonders ausfuehrlich und mit Leitfadencharakter fuer Programmierer dargestellt wird dabei der Entwurf von Komponenten einer dialogorientierten Anwendungssoftware. Der Leser findet in diesem Teil fuer jede Phase der Software-konstruktion eigene Modelltypen. Die in typischen Arbeitsschritte eines solchen Prozesses werden durchgaengig an Beispielen eroertert. Den Schluss des Buches bilden Aussagen zu denkbaren Problemen bei der Arbeit mit dem Modellierungsansatz.

Zielgruppe des Titels sind professionelle Programmierer und Informatikstudenten. Die einzelnen Kapitel des Buches bauen sinnvoll aufeinander auf, so dass der Leser immer am Ball bleiben kann. Schwierige Zusammenhaenge werden fast immer mit Grafiken verdeutlicht. Die Programmbeispiele sind in der Sprache Modula 2 geschrieben.