Objektorientierte Kontrollsoftware fuer die Basisstation Bei Iridium nutzt Motorola den Object Request Broker von Iona

23.09.1994

MUENCHEN (CW) - Die Motorola Inc., Chandler, Arizona, will ihr "Iridium"-Projekt auf dem Fundament der Common Object Request Broker Architecture (Corba) aufbauen. Obschon der Telekommunikations-Spezialist Hardware und Betriebssystem von Sun Microsystems bezieht, entschied er sich bei der Corba- Implementierung fuer die Iona Technologies Ltd., Dublin, und deren Produkt "Orbix".

Unter dem Projektnamen Iridium entwickelt Motorola derzeit zusammen mit einer international zusammengesetzten Gruppe weiterer Unternehmen ein weltweites drahtloses Kommunikationsnetz sowohl fuer die Stimm- als auch fuer die Datenuebertragung. Wenn das System 1998 in Betrieb geht, soll es bereits existierende Telefonnetze ueber Gateways miteinander verbinden. Dann werden 66 Satelliten - aufgeteilt auf sechs Flugkoerper - die Erde in einer Hoehe von 420 Seemeilen umrunden, um Kommunikationssignale an jeden Punkt der Erde weiterzuleiten.

C++ als Motor der Software-Entwicklung

Damit die Erdoberflaeche vollstaendig abgedeckt ist, muessen diese Satelliten staendig miteinander koordiniert werden. Die dazu notwendige Software entwickeln Motorola und deren Softwarepartner auf Workstations von Sun Microsystems unter dem Betriebssystem Solaris und mit Hilfe der Programmiersprache C++, die fuer eine objektorientierte Entwicklung konzipiert ist. Im Mai 1996 soll das System erstmals im Einsatz getestet werden.

Wie David Castillo, der fuer diese Entwicklung verantwortliche Sofware-Designer, erlaeutert, hat sich Motorola vor allem aus zwei Gruenden fuer eine objektorientierte Vorgehensweise entschieden: Sie helfe nicht nur, Entwicklungszeit einzusparen, sondern trage auch zur Flexibilitaet des Systems bei. Auf diese Weise lasse sich die Software spaeteren Aenderungswuenschen anpassen. Zudem erfordere es der Time-to-market-Aspekt, unterschiedliche Softwareteile zu verbinden: Bereits vorhandene Systeme muessten mit Standardsoftware- Produkten und neuen Eigenentwicklungen in Einklang gebracht werden.

Damit sich diese heterogene Softwarelandschaft wie ein einheitliches System verhaelt, ist ein Object Request Broker (ORB) notwendig. Standard-Schnittstellen fuer ein solches Stueck Middleware hat die Object Management Group (OMG) mit ihrer Corba- Spezifikation definiert. Auf deren Basis ist eine Reihe von Software-Anbietern bereits damit beschaeftigt, eigene ORB- Implementierungen zu entwickeln. Zu den am weitesten fortgeschrittenen Produkten zaehlt sicherlich Orbix von Iona.

Bei Motorola fiel die Entscheidung zugunsten der Software aus Dublin, obwohl der Hardwarelieferant Sun selbst an einer Corba- Implementierung arbeitet, die "Distributed Objects Everywhere" (DOE) heisst und Teil des Solaris-Betriebssystems werden soll. Signifikant ist in diesem Zusammenhang, dass die Sun-Tochter Sunsoft Anfang dieses Jahres mit einer Minderheitsbeteiligung bei Iona eingestiegen ist. Denn waehrend das DOE-Projekt noch im Werden ist, liegt Orbix bereits vor - nicht nur unter Solaris und SunOS, sondern auch unter Windows NT und Windows 3.1 sowie unter Irix von Silicon Graphics und HP/UX.

Eigenen Angaben zufolge hat Iona zudem Versionen fuer AIX, OSF/1 und OS/2 in der Pipeline. Darueber hinaus sei geplant, die Software mit der von Iris Distributed Systems entwickelten "Realiable- Distributed-Computing"- (RDC-) Technik zu koppeln. Dadurch waeren die Iren in der Lage, eine fehlertolerante objektorientierte Programmierumgebung fuer kritische Anwendungen in verteilten Umgebung anzubieten.