Der Middleware-Markt ist in Bewegung

Object Expo: Mit Dumping-Preisen gegen Microsofts Objektmodell

27.06.1997

Während die drei Firmen auf die Common Object Request Broker Architecture (Corba) der Open Management Group setzen, versucht der Softwaregigant aus Redmond, Produkte in den Markt zu drücken, die auf seinem Hausstandard Component Object Model (COM) basieren.

"Auf dem Desktop hat Microsoft mit COM längst die Marktführerschaft, aber es gibt keinen Grund, warum die Corba-Anbieter hier nicht künftig eine größere Rolle spielen sollten", sagt Don DePalma, Analyst der Forrester Research in Cambridge, Massachusetts. Die Hersteller müßten die Integration von Corba-Lösungen in die Microsoft-Welt nur so einfach gestalten, wie das Umschalten eines Elektrogerätes von 110 auf 220 Volt.

Neben Angriffen gegen Microsofts Broker-Strategie stand die eigene Positionierung der Unternehmen im Mittelpunkt. Iona, Marktführer Corba-basierter Middleware mit einem Umsatz von rund 50 Millionen Dollar, machte deutlich, daß sich Corba-Anwendungen auch für Enterprise-Anwendungen eigneten. Als Beispiel dafür nannten die Iren ein Projekt bei der Boeing Commercial Air- craft Group. Dort kommt der "Orbix"-Broker zum Einsatz, und in der ersten Projektphase arbeiteten rund 5000 Anwender mit dem System. Im Endausbau der Phase 2 seien etwa 45 000 User geplant.

Gute Chancen geben die Analysten von Forrester Research auch Visigenic: Binnen drei Jahren habe das Unternehmen den Umsatz von fünf auf über 17 Millionen Dollar steigern können. Daneben hat die Company durch gezielte Lizenzvergaben etwa an Borland auf sich aufmerksam gemacht, das den Visigenic-Broker in sein Programmierwerkzeug "Jbuilder" integriert hat.

Der Dritte im Bunde der Corba-Riege, die kalifornische BEA Systems, hat sich zwar durch Käufe von Novells Transaction-Processing-Software "Tuxedo" und Digitals Nachrichten-Middleware "Message Queue" technologisch verstärkt, mit einer Bewertung der Marktposition müsse man aber bis Mitte des nächsten Jahres warten, erklärte DePalma weiter.

Bei aller Euphorie der Corba-Anhänger blieb noch Zeit für eine kritische Selbsteinschätzung von Annrai O-Toole, Chief Technical Officer bei Iona: Die mächtige Microsoft Corp. werde nicht auf den Corba-Zug aufspringen, sondern weiterhin die eigene Technologie zum Standard erheben wollen - in der Hoffnung, daß es Corba so ergeht wie IBMs Betriebssystem OS/2.