Oracle will neue Prozesssprache mitentwickeln

Oasis standardisiert Web-Services

09.05.2003
MÜNCHEN (CW) - Im Streit um eine künftige Prozesssprache für Web-Services wechseln immer mehr Softwarehersteller auf die Seite von IBM und Microsoft, die eine Standardisierung ihrer Vorschläge über das Gremium Oasis bevorzugen. Nun hat auch Oracle angekündigt, seinen Widerstand aufzugeben.

Das seit Monaten andauernde Gezerre um weitere Standards für Web-Services hält an. Im Kern geht es derzeit darum, sich auf eine XML-basierende Sprache zu einigen, mit der sich Geschäftsprozesse und dazugehörige Schnittstellen in Web-Services formal beschreiben lassen. Sie soll den bisherigen Standard zur Schnittstellen-Beschreibung, die Web Services Description Language (WSDL), erweitern, so dass damit künftig auch Transaktionen zwischen verteilten Web-Services auszuführen sind.

Konkurrierende Vorschläge für Prozesssprachen

Als wichtigste Vorschläge konkurrieren die Interface-Sprache "Web Service Choreography Interface" (WSCI) sowie die "Business Process Execution Language for Web Services" (BPEL4WS), die zur Beschreibung von Geschäftsprozessen und Kommunikationsprotokollen dient. Die WSCI-Spezifikationen wurden von Sun Microsystems, Intalio, SAP und Bea Systems entwickelt und bereits beim W3C-Konsortium zur Standardisierung eingereicht. Die BPEL4WS-Vorschläge hingegen entstanden in einer Gemeinschaftsarbeit von IBM und Microsoft als Co-Autoren sowie von Bea Systems, der SAP und Siebel. Die Sprache soll in gut einem Monat den Standardisierungsprozess des Internet-Gremiums Oasis durchlaufen. Hierzu kündigte Oasis dieser Tage ein technisches Komitee an, das direkt mit der WSCI-Arbeitsgruppe im W3C konkurriert.

IBM und Microsoft schalten auf stur

Die Folge ist, dass mittlerweile viele Hersteller ihre Ressourcen auf beide Vorschläge verteilen müssen, um bei einer Standardisierung auf jeden Fall mitreden zu können. Nur IBM und Microsoft wollen allein auf Oasis und BPEL4WS setzen, was sich auch daraus erklärt, dass beide Hersteller in den Spezifikationen ihre bisherigen Vorschläge für Prozesssprachen WSFL beziehungsweise Xlang zusammenführen und im Markt durchsetzen wollen. Einladungen des W3C und Versuche aus dem WSCI-Lager, die beiden Softwareriesen zu einer Kooperation zu bringen, sind bisher gescheitert.

Auch die immer wieder gestreuten Gerüchte, IBM und Microsoft planten, ihre Web-Services-Spezifikationen mit Lizenzen zu versehen, konnten nichts an der Haltung ändern, zumal es nun offiziell heißt, dass alle Vorschläge bei Oasis lizenzfrei bleiben werden. Während somit die beiden Softwareriesen auf stur schalten, signalisieren immer mehr WSCI-Befürworter ihre Bereitschaft, mit Oasis zu kooperieren. So hat jetzt Oracle als einer der letzten großen Hersteller seine Mitarbeit an BPEL4WS angekündigt. Sun plant, in beiden Arbeitsgruppen gleich stark mitzuarbeiten. (as)