Marktforscher erwarten 50 Prozent Umsatzplus für Büroautomation

OA: Hohes Niveau rangiert vor Billigangeboten

08.04.1988

LUTON (CW) - Der Markt für Office-Automation (OA)-Produkte wird im Jahr 1992 weltweit voraussichtlich einen Umfang von 150 Milliarden US-Dollar erreichen. Diese Prognose wurde vom britischen Markforschungsinstitut Clementson Nu-Market Ltd., Luton, veröffentlicht. Dies würde eine Steigerung von etwa fünfzig Prozent gegenüber dem Weltumsatz von 1986 bedeuten.

Die Schätzungen der Wirtschaftsforscher basieren auf Werten, die in dreißig Ländern, welche annähernd 95 Prozent des westlichen Elektronikmarktes repräsentieren, erhoben wurden. Demnach steht die Bundesrepublik Deutschland beim Vergleich der Wachstumsraten im Bereich Büroautomation nicht schlecht da: Das Jahr 1987 brachte den deutschen Herstellern laut Clementson eine Umsatzsteigerung von 20,4 Prozent auf insgesamt 8,4 Milliarden Dollar. Bei diesen Zahlen muß jedoch der rapide Dollarverfall des vergangenen Jahres berücksichtigt werden. Im Vergleich mit den USA, die eine Steigerung von 7,4 Prozent aufzuweisen haben, und Großbritannien mit 16,2 Prozent Wachstum, zeigt sich jedoch, daß kaum Anlaß zur Klage besteht. In den Jahren 1988 und 1989 wird es wohl weniger werden, doch mit einer Steigerung von 17,1 Prozent für 1992 soll das Marktvolumen, so die Analysten, auf stattliche 11,1 Milliarden Dollar gewachsen sein.

Entwicklung hinkt den Ansprüchen hinterher

Der Studie zufolge stellen sich die Hersteller auf dieses Wachstum, das jedoch auf den Bereich Büroautomation beschränkt bleibt, ein. Das erhebliche Wachstumspotential wird größtenteils auf einen nicht geringen Nachholbedarf in Sachen technischer Innovation zurückgeführt. Momentan hinke die Entwicklung den Ansprüchen auffällig hinterher. So soll beispielsweise die optische Speichertechnik zu einer nachhaltigen Verbilligung gegenüber der Magnetspeicherung führen. Der Trend gehe eindeutig in Richtung höhere Qualität, laut Clementson sind die Anwender durchaus bereit, für High-Tech entsprechende Preise zu bezahlen. Die Zukunft gehöre den Unternehmen, die gehobene Ansprüche befriedigen.

Auch in den nächsten Jahren werde IBM seinen entscheidenden Einfluß auf den DV-Markt behaupten können und weiterhin als einsamer Riese die Einführung von Industriestandards diktieren. Ihr eigenes Süppchen will Big Blue ebenso im Bereich Zukunftsinvestitionen kochen, für den ansonsten eine rege Kooperation zwischen den in diesem Sektor engagierten Unternehmen erwartet wird. Als Ergebnis dieser Entwicklung wird eine verstärkte Verbreitung von Minimainframes, Supermini- und Minisupercomputern vorausgesagt. Sie sollen in nächster Zeit sowohl qualitativ als auch von der Preisgestaltung her voll konkurrenzfähig werden.

Von den 115 Milliarden Dollar, die der Umsatz bei Büroautomation 1987 weltweit betrug, entfielen der Studie zufolge 41 Prozent auf die USA und 26 Prozent auf Westeuropa. Von den für 1989 prognostizierten 128 Milliarden Dollar soll der Anteil der Nordamerikaner gleichbleiben, die Europäer dagegen, so die Briten, werden um einen Prozentpunkt zulegen.

Um an diesem Wachstum in Europa teilzuhaben, verstärkten in den letzten beiden Jahren amerikanische und japanische Unternehmen ihre Bemühungen, auf dem alten Kontinent ebenfalls Produktionsstätten zu errichten. Mit einem Standbein in Europa scheint es leichter zu sein, Produktion und Vertrieb zu koordinieren.

Die Studie weist speziell auf sechs namhafte japanische Drucker- und Kopiergerätehersteller hin, die sich im letzten Jahr in Großbritannien angesiedelt haben. Diese Entwicklung läßt vermuten, daß viele Unternehmen mittlerweile nicht mehr in jedem Fall ihren Gewinn durch die Produktion in Billigländern erzielen müssen; wer hochwertige und gefragte Waren herstellen und absetzen will, benötigt verstärkt qualifizierte Mitarbeiter und den direkten Draht zum Kunden.