O sole mio

30.05.2006

Wenn man mal versuchshalber etwas negativer denkt und außerdem sein Langzeitgedächtnis einschaltet - smarte Zeitgenossen bezeichnen solcherlei Erinnerungsleistung allerdings als rückwärtsgewandte und wenig allgemein-global-optimistisch-zielführende Geisteshaltung - wenn man dies also einmal testhalber im Fall von AMD und Intel tut, dann könnte man auf spannende Gedanken kommen.

Es verhält sich nämlich so: AMD hat Intel schon vor längerer Zeit vor einem US-Gericht verklagt. Der Prozessorgigant habe die kleinere Chip-Schmiede mit illegalen Tricks im weltweiten Wettbewerb benachteiligt. Wenn AMDs Chef Hector Ruiz obsiegen sollte, könnte Intels Geschäft in Mitleidenschaft gezogen werden. Ohnehin ist der größte Prozessoranbieter unter Druck geraten. Was also möglicherweise passiert, ist, dass Intels Chef Paul Otellini über all diese Widerwärtigkeiten stolpert und gehen muss. Für diesen Fall wäre es wirklich spannend, wie er seinen Abgang inszeniert. Und da nun hätten wir einen Vorschlag. Zugegebenermaßen haben wir dabei Anleihen beim ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi gemacht. Als der von der Macht lassen musste, intonierte der 69-Jährige vor politischen Freunden und Anhängern einen neapolitanischen Liebesliedern nachempfundenen Song. "Gehen wir auf eine weit entfernte Insel, (...) auf eine Insel, die das Paradies genannt wird. Lasst uns an nichts anderes denken als an die Liebe."

Klar, die gehässig nachtretende italienische Presse bezeichnete den sehnenden Abgang des ehemaligen Kreuzfahrtschiffsängers hämisch als postelektorales Liedgut. Wir hingegen würden hingerissen lauschen, wenn Paul uns mit solch schmerzensreicher Romantik über seinen Seelenzustand informieren würde.