Grafik rules

Nvidia-Manager stellt fest: "Die CPU ist tot"

29.04.2008
Von pte pte
Interne E-Mails sind langweilig, bis sie zu einer externen E-Mail werden. Nvidia hat jetzt per Mail bekannt gegeben, dass normale CPUs leblos sind.

"Grundsätzlich ist die CPU bereits tot", erklärt Roy Taylor, hochrangiger Nvidia-Manager, in einer internen E-Mail an die Mitarbeiter des Unternehmens. "Ja, ich meine den Prozessor, für den Intel derzeit überall Werbung macht. Ihm geht die Puste aus", ist in der Nachricht zu lesen, die offensichtlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war, jedoch vom englischen Portal "Inquirer" veröffentlicht wurde. Die Grafikchips würden schon jetzt alle wichtigen Berechnungen in einem Computer durchführen. Die CPU mache einen PC nicht mehr schneller, dafür sei allein der Grafikprozessor verantwortlich, so Taylor. Bei den CPU-Herstellern ist man über diese Einschätzung natürlich wenig begeistert. Intel erklärte in einem Statement, dass beide Komponenten, also Haupt- und Grafikprozessor, in einem PC-System von Bedeutung seien. Bei AMD ist man ähnlicher Ansicht, wenngleich sich auch der Trend abzeichne, "dass GPU und CPU zu einem Chip verschmelzen", wie Stephan Schwolow, Sprecher von AMD Deutschland, im Gespräch mit pressetext festhält.

"Computer brauchen keine schnellen Prozessoren mehr, sondern leistungsstarke Grafikkarten", schreibt Taylor. Konsumenten würden mit ihrem Computer Videos ansehen, spielen und Filme rippen. Dazu benötigen sie keine schnellen Prozessoren von Intel oder AMD, sondern lediglich schnelle Grafikkarten. "Wir schlagen gegen Intel zurück", wettert Taylor und spielt auf die von Intel vorgestellte integrierte Grafiklösung an, die schon zuvor Nvidia-Boss Jen-Hsun Huang als "Witz" bezeichnete. In einer offiziellen Stellungnahme des Grafikkartenherstellers werden Taylors Worte jedoch wieder abgeschwächt, und man bemüht sich um Schadensbegrenzung. "Die Ansichten von Roy Taylor sind nicht die offizielle Meinung von Nvidia", verlautbarte Nvidia-Sprecher Brian Burke. Allerdings bekräftigt auch Burke, dass die CPU künftig nur noch für grundlegende Aufgaben nötig sein wird.

Den Totenschein für den Hauptprozessor will Schwolow natürlich nicht mit unterzeichnen: "Die CPU wird es noch einige Zeit geben. Sie ist nach wie vor unser Kerngeschäft und das wird auch so bleiben." Der Grafikprozessor übernimmt leistungsintensive Arbeiten im Multimediabereich, während sich der Hauptprozessor auf andere Aufgaben beschränkt. Allerdings sei der Trend vorhanden, dass die beiden Rechenkomponenten miteinander verschmelzen würden, so Schwolow. AMD arbeitet in diesem Bereich an dem Fusion-Chip. Dieser Chip vereint die Funktionen beider Prozessoren in einer einzigen Komponente. Das Grafik-Know-how hatte der CPU-Hersteller mit der Übernahme von ATI erworben. Die ersten Fusion-Prozessoren sollen in der zweiten Jahreshälfte 2009 auf den Markt kommen und vorerst in Notebooks verbaut werden.

Die angriffslustigen Aussagen des Nvidia-Managers zeigen, dass sich der Kampf in der Halbleiterindustrie um den Prozessor-Thron künftig verschärfen wird. Sichtbar wird dies auch an den Allianzen, die in der Branche geschmiedet werden. Während Intel selbst an den integrierten Grafiklösungen in seinen Chips bastelt, hat sich AMD vor zwei Jahren den Grafikkartenhersteller ATI gekrallt. Nvidia wiederum schmiedet Allianzen mit dem taiwanesischen Prozessorhersteller VIA, um gemeinsam eine Low-Cost-Plattform zu entwickeln. Von den beiden Partnern wurde der günstigste Computer mit Vista versprochen. Nvidia werden zudem von Analysten Übernahmegelüste nachgesagt und AMD als Kandidat genannt.

Schwolow sieht sein Unternehmen in jedem Fall gut aufgestellt. "Die Roadmap steht und wir sind im Plan, um Ende des Jahres Chips mit 45 Nanometer Strukturgröße sowie Vier-Kern-Prozessoren anbieten zu können." Danach stünden plangemäß Multi-Core-Chips auf dem Programm. Zur Kooperation von Nvidia und VIA wollte Schwolow noch keine Stellung nehmen. "Allerdings wird dies sicherlich den Wettbewerb beflügeln, was schlussendlich dem Konsumenten zu Gute kommt", so Schwolow abschließend gegenüber pressetext. (pte)