QUADRIGA #3

Nur mal so ins Unreine gedacht

17.09.2014
Von 
Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.
Unbestritten ist: Durch die Entwicklungen in der IT und immer intelligentere, softwaregetriebene Systeme werden viele Arbeitsplätze überflüssig. Doch wird dieser Entwicklungsprozess, der nicht aufzuhalten ist beziehungsweise gar nicht aufgehalten werden sollte, den arbeitenden Menschen abschaffen?

Bislang antworten IT-Experten, Soziologen, Arbeitswissenschaftler mit einem klaren Jein. Unbestreitbar ist, dass die meisten Jobs etwa in der Fertigung schon lange nicht mehr von Blue-Collar-Workern, also Menschen am Fließband, erledigt werden.

Kopfarbeiter dagegen seien auf der sicheren Seite. Außerdem würden die technischen Entwicklungen ganz neue Arbeitsfelder schaffen - und damit eben jede Menge neue Arbeitsplätze. Ein Argument, dass bereits der Club of Rome vor über 30 Jahren vertrat.

Jan-Bernd Meyer, leitender Redakteur
Jan-Bernd Meyer, leitender Redakteur
Foto: Joachim Wendler

Der britische Wirtschaftswissenschaftler Carl Benedikt Frey und der Informatiker Michael A. Osborne, beide Oxford-Professoren, glauben das nicht. Sie haben in einer umfänglichen Studie 702 Berufsgruppen in den USA untersucht. Ziel war es, herauszufinden, welche Berufe durch den Einsatz von automatisierten Systemen, Robotern, Humanoiden gefährdet sind. Die Wissenschaftler untersuchten nicht nur "einfache", leicht automatisierbare Tätigkeiten, sondern auch kopflastige Jobs. Das Ergebnis stimmt nachdenklich: Sollten Frey und Osborne recht behalten, werden in den nächsten zehn bis 20 Jahren fast die Hälfte aller Jobs (47 Prozent) gefährdet sein. Dazu gehören auch anspruchsvolle Aufgaben - etwa juristische Recherchen, medizinische Diagnosen oder das Verfassen von Texten.

Was zunächst beunruhigend klingt, könnte auch eine Chance sein. Die Menschen wären gezwungen, sich Gedanken über neue Konzepte des gesellschaftlichen Zusammenlebens zu machen. IT wäre dann der Auslöser dafür, dass sich ganz andere Lebensentwürfe herausbilden. Vor diesem Hintergrund bekommt der Begriff "digitale Revolution" noch einmal eine ganz neue Bedeutung.