Nur gemeinsam sind sie stark

17.10.2007
Die wichtigste Herausforderung für IT-Manager in den kommenden Jahren wird der Brückenschlag zwischen Technik und Geschäftsprozessen sein.

Auf dem jährlichen Management Summit der IBM-Anwendervereinigung Guide Share Europe (GSE) trafen sich Business-Entscheider und CIOs aus ganz Europa in Bonn, um unter dem Thema "Business Innovation - Driven by IT" über die Trends der Branche und ihre eigene Zukunft zu diskutieren. Der Wirtschaftsinformatik-Professor Walter Brenner von der Universität St. Gallen sieht die Rolle des CIO einem starken Wandel ausgesetzt. "Der Beruf des IT-Managers wird sich in den kommenden Jahren dramatisch verschieben vom IT-Alleinentscheider zum strategisch denkenden Optimierer von Geschäftsprozessen", so Brenner.

Eine Gefahr sieht der Wissenschaftler in einem Übermaß von Outsourcing, weil dadurch die Wertschöpfungstiefe in den Unternehmen und damit auch ihr Marktwert sinke. "Der Trend geht nicht umsonst zum Backsourcing", sagte Brenner. Eine gesunde Mischung aus internen Maßnahmen und der Beauftragung externer Dienstleister sei der mutmaßliche Königsweg. In jedem Fall seien CIOs künftig in die Entwicklung des Geschäftsmodells ihres Unternehmens stark involviert.

Was auf IT-Manager an Aufgaben zukommt, zeigten auch die Vorträge der geladenen IBM-Experten, die die Trends der Gegenwart und Zukunft vorstellten. Service-orientierte Architekturen (SOA) halten demnach langsam, aber stetig Einzug in die Unternehmen. Die größte Herausforderung stellt nach wie vor die Abstimmung der neuen Techniken mit Geschäftsprozessen dar. Viele Unternehmen sträuben sich prinzipiell gegen Veränderungen, doch ein Sinneswandel zeichnet sich ab. Das betrifft nicht nur die Themen Service und Bedienungsfreundlichkeit, sondern auch Umweltschutz und Kostenreduktion: Thomas Rüter, europäischer IBM-Vertriebschef für infrastrukturelle Lösungen, stellte erste Erfahrungen vor, die Geschäftskunden mit Big Blues grüner Rechenzentrums-Offensive gemacht haben. Frank Zaengle, Software-Manager für Linux und Open Source bei IBM, zeigte die Vorteile des Einsatzes offener Standards auf und referierte über IBMs Einstieg bei Open Office. Mit quelloffener Software ließen sich nicht nur die IT-Ausgaben erheblich drücken, auch die Flexibilität und Verlässlichkeit von Systemen stiegen deutlich, weil der CIO nicht mehr auf den Service einzelner Hersteller angewiesen sei, so Zaengle. Das eingesparte Geld könnten die Unternehmen besser in anderen Bereichen einsetzen und sich zum Beispiel mehr mit neuen Entwicklungen beschäftigen.

Als innovatives Geschäftsmodell mit erheblichem Potenzial sieht die IBM das Engagement von Unternehmen in sozialen Netzwerken und virtuellen Welten. "Wir brauchen auch im dreidimensionalen Web offene Standards und eine einheitliche Basis", forderte IBM-Entwickler Ansgar Schmidt, der im Böblinger Forschungslabor neue Geschäftsmodelle konzipiert. Second Life sei zwar ein Anfang, durch ihre Abgeschiedenheit von anderen 3D-Welten und großen Teilen des auf Web-Seiten basierenden Netzes sei die virtuelle Welt aber noch weit von ihren Möglichkeiten entfernt: "Unsere Vision ist ein 3D-grafisch aufbereitetes einheitliches Internet, das die sozialen Komponenten von Web-2.0-Angeboten mit einem wirklichkeitsnahen Faktor vereint." Manager sollen zu Konferenzen nicht um die halbe Welt reisen müssen, sondern per Avatar schnell und ohne Qualitätsverluste im Web daran teilnehmen können. Familien, die eine neue Küche brauchen, können sie am Bildschirm aussuchen und gleich in der virtuellen Praxis testen. Das seien Beispiele für Geschäftsideen, die Unternehmen in Zukunft ungeahnte Möglichkeiten eröffnen könnten, so Schmidt. Er prognostiziert, dass virtuelle Welten bereits in fünf bis zehn Jahren als "Informations-Management-Zentren" eine entscheidende Bedeutung in der Geschäftswelt haben werden.

Die Säulen des Erfolgs

Einfachheit, lebenserleichternde Services und die Online-Community als "zwischenmenschlicher Faktor" sind nach Auffassung von David Faller vom Böblinger IBM-Forschungslabor die treibenden Kräfte für den Erfolg des Web 2.0. "Die Ideen liegen auf der Straße, Sie müssen sie nur noch aufheben", forderte er die IT-Manager auf. Nur wer die Einsatzmöglichkeiten der drei Bereiche ausreize, könne Innovationen schaffen. (Simon Hülsbömer)