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"Technischer Fehler"

Nur für wenige Stunden freier Zugang zu Facebook und Twitter im Iran

17.09.2013
Unbegrenzt auf Sozialen Netzwerken surfen, das geht für Internetnutzer im Iran nicht. Die Dienste sind dort blockiert. Am Montagabend schienen die Filter plötzlich aufgehoben - doch das währte nur kurz.

Für ein paar Stunden trauten Millionen von Internetsurfern im Iran ihren Augen nicht: Auf einmal waren Facebook und Twitter nicht mehr blockiert. Ohne den Umweg über einen Datentunnel (VPN) hatten sie Zugang auf die beiden Online-Dienste, die im Land sehr beliebt sind. Doch schon am nächsten Tag kam die amtliche Meldung, dass es sich in den paar Stunden um einen technischen Defekt gehandelt habe. Am Dienstag waren beide Seiten wieder hinter dem Internetfilter verschwunden.

"Es gab einige technische Fehler, die wir in der Zwischenzeit behoben haben", sagte ein Sprecher der für das Internet zuständigen Kommunikationsbehörde. Die Behörde werde nachprüfen, ob nicht einige hiesige Internetanbieter gegen die Gesetzte verstoßen und die Filter für beide Seiten kurzfristig entfernt hätten. "Das würde für sie dann ein juristisches Nachspiel haben", sagte Abdolsamad Chroamabadi der Nachrichtenagentur Mehr.

Nach den im Iran geltenden Gesetzen ist die Mitgliedschaft in Sozialen Netzwerken nicht illegal, der Zugang über einen VPN-Tunnel aber schon. Ein Zugang über VPN war bisher der einzige Weg für die 20 Millionen iranischen Nutzer von Twitter und Facebook. Doch seit kurzem sind auch Präsident Hassan Rohani und sein Außenminister Mohammed Dschawad Sarif bei den Online-Diensten aktiv. Besonders Sarif macht aus seiner Begeisterung keinen Hehl. Das iranische Establishment sieht das als "Sünde", da beide Netzwerke vom Erzfeind USA und "Großen Satan" gelenkt würden und außerdem für islamische Verhältnisse sittenwidrig seien.

Nun soll in einem kulturpolitischem Ausschuss unter der Leitung von Präsident Rohani geprüft werden, ob die Sozialen Netzwerke nicht auch etwas Positives hätten. "Ein Netzwerk, in dem man mit Menschen kommunizieren und sie auch informieren kann, ist doch nicht schlecht", sagte Außenamtssprecherin Marsieh Afcham. (dpa/tc)