Auguren zeichnen düsteres Zukunftsszenario

Nur fünf Mobilfunkbetreiber werden in Europa überleben

12.01.2001
BERLIN (CW) - Magere Zeiten prophezeien die Marktforscher von Forrester Research Europas Mobilfunkern. Nach den fetten Jahren erwarten die Analysten bis 2008 eine Konsolidierungsphase, die nur fünf große Player überleben werden.

Das Weihnachtsgeschäft 2000 war für die europäische Mobilfunkindustrie vermutlich für mehrere Jahre die letzte große Bescherung. Nach Erhebungen der Auguren haben nämlich mittlerweile 50 Prozent der Bevölkerung in den meisten europäischen Ländern ein Handy. In Großbritannien besitzen sogar bereits zwei von drei Bürgern ein mobiles Telefon.

Die Marktsättigung, die laut Forrester zu einem neuen Preiswettbewerb führen wird, kommt für die Netzbetreiber zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Sie müssen derzeit kräftig in den Aufbau der UMTS-Netze investieren. Entsprechend düster skizzieren die Marktforscher denn auch die Aussichten für die nächsten sechs Jahre. Glaubt man Lars Godell, Analyst bei Forrester, so schreiben die Mobilfunker bis zum Jahre 2007 rote Zahlen. Die dann folgende Konsolidierungphase überleben nach Ansicht des Forrester-Auguren nur fünf Player. Als Gewinner sieht Godell dabei die Vodafone-Gruppe, die Telekom-Tochter T-Mobile, France Télécom mit der britischen Tochter Orange sowie ebenfalls in Großbritannien Cellnet, ein Unternehmen der British Telecom. Fünfter im Kreis der Überlebenden dürfte KPN Mobile NV sein, ein Joint Venture aus der niederländischen KPN, der spanischen Telefónica, Telecom Italia und der japanischen NTT Docomo.

Banker überdenken ihr TK-EngagementWenig überraschend stimmen die fünf potenziellen Überlebenskandidaten der Analyse von Forrester im Großen und Ganzen zu. Von Seiten der möglichen Opfer ist dagegen deutliche Kritik zu hören. So moniert Edward Brewster, einer der Unternehmenssprecher von Hutchison Whampoa, dass von den Erfahrungen der etablierten Player, die von Forrester befragt wurden, nicht auf die neuen Anbieter geschlossen werde dürfe. Hutchison selbst sei schließlich ein reiner UMTS-Player. In die gleiche Richtung geht auch die Kritik des finnischen Carriers Sonera. Hier vertritt man die Ansicht, dass den kleineren Playern keine Gefahr durch die UMTS-Investitionen drohe, da sie ja die Kosten für den Netzaufbau durch die Gründung von Konsortien teilen könnten. Sonera etwa habe in Deutschland gemeinsam mit Telefónica eine Lizenz ersteigert.

Während sich die Carrier in Zweckoptimismus üben, sendet die Bankenwelt andere Signale aus. So überlegt die spanische BBVA-Bank, ihre strategische Allianz mit Telefónica zu beenden. Beide Unternehmen hatten im Februar letzten Jahres ein Bündnis mit der Absicht geschmiedet, Synergien zwischen TK- und Finanzdienstleistungen zu nutzen. Zudem sprachen sich die Banker bereits gegen ein finanzielles Engagement bei den UMTS-Aktivitäten des TK-Konzerns aus.

Die hohen Kredite für die TK-Unternehmen bereiteten auch den Notenbankgouverneuren der G10-Länder auf ihrer jüngsten Tagung in Basel Kopfzerbrechen. Sie sehen in den Krediten ein Risiko für die Stabilität des Weltfinanzsystems. Eine Befürchtung, die nicht unberechtigt ist. Weil viele TK-Unternehmen ihre Finanzierung nicht wie geplant durch Anleihen und Aktien sichern konnten, sitzen zahlreiche Großbanken auf ihren Überbrückungskrediten fest.