Nur Denken ist langsamer

16.04.1982

Wenn es nach den Anbietern von elektronischen Bürogeräten ginge, müßten wir uns alle ein Beispiel nehmen an Niki Lauda. Nach mehr als zweijähriger Rennpause hat sich das österreichische Fahreridol bei seinem Comeback im Formel-1-Zirkus gleich wieder in Szene und vor die jüngeren Kollegen gesetzt. Und dabei fürchtete man, der Ex-Weltmeister sei den körperlichen Strapazen, die neuen Leichtmetall-Boliden zu reiten, nicht mehr gewachsen. Zu schnell, grübelte selbst der Pistentaktiker Lauda, könnte sich die Automobiltechnik seit 1979 weiterentwickelt haben, dem Menschen Lauda voraus sein. Die Sorge erwies sich als unbegründet. Laudas Kopf ist noch dran.

Von Lauda zur Leine: CeBIT '82 in Hannover steht ganz im Zeichen von "Distributed Data Processing" (DDP) auf deutsch: "Verteilte Datenverarbeitung" und "Office Automation" (OA). Alles spricht vom "Büro der Zukunft", in dem jeder mit jedem kommunizieren kann - textlich, bildlich und sprachlich.

Zum Thema Bürokommunikation hat der Geschäftsführer der Rank Xerox GmbH, H. A. Barthelmeh, kürzlich gesagt: "Die Technik ist viel weiter als der Mensch, und die herkömmlichen Organisationsformen haben ein sehr zähes Leben." Es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie, daß Barthelmeh Chef der Ford AG, Köln, war, bevor er zu dem Kopiergiganten Xerox kam. Der Automobilbauer bereut den Wechsel bis heute nicht, glaubt vielmehr fest daran, daß das Büro der Zukunft näher rückt - aber "langsamer als gedacht", wie die Süddeutsche Zeitung ihn zitiert. Wunderdinge, in Sachen OA, können die Hersteller sicherlich nicht erwarten - etwa, daß sich der Marktwind dreht und die OA-Interessenten wie verrückt ordern. Dazu sind die dialogorientierten Geräte noch zu teuer, zu langsam - obendrein "garstig" gegenüber dem Bediener und untereinander zerstritten ("Wie halten Sie's mit der Kompatibilität, mein Her(r)steller?").

Da wäre es schon ein gewaltiger Fortschritt, wenn die Branche mit ihrem CeBIT-Angebot dokumentierte, daß sie den Anwendern wirklich helfen will. Aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen müßte es den Büromaschinenanbietern doch leichtfallen, auf die Wünsche des Marktes einzugehen. Anders herum ausgedruckt: Die ehrliche Aussage "Die optimale Lösung für das Büro der Zukunft suchen wir noch" kann nicht geschäftsschädigend sein. Wann begreift auch der letzte Vertriebsrepräsentant, daß er "Büroorganisation" nicht verkaufen kann wie ein Drücker - nach dem Motto "Jetzt schnapp'" ich mir den nächsten Kunden". Die Glaubwürdigkeit der Hersteller steht auf dem Spiel.

Zurück zu Niki Lauda: Auch große Rennfahrer haben klein angefangen - nämlich in der Formel V, der sogenannten "Juniorklasse". Vergleichbares gibt es auch in der Computerwelt: die "ATC"-Schule. A steht für Apple, T für Tandy, C für Commodore. Im Umgang mit den Mikros finden Neulinge den Einstieg in die auf den ersten Blick widerspenstige Materie der Datenverarbeitung.

Aus der Sicht des CeBIT-Besuchers gibt es gerade über den Bereich der Personal Computer Erfreuliches zu berichten. So kommen gleich mehrere Mainframe- und MDT-Anbieter mit nahezu gleichlautenden Ankündigungen auf den Messeplatz. Die Liste der Mikro-Debütanten enthält prominente Namen.: Olivetti, MAI, ICL, Burroughs 3 DDC und Hewlett-Pakkard.

Mit dem Personal Computer von IBM führt wohl Quizmaster Frank Elstner noch etwas im Schilde: "Wetten, daß er nicht in Hannover zu sehen sein wird!"

_AU:Dieter Eckbauer