Nun auch Zertifizierung on Demand

29.11.2004
IT-Hersteller setzen weiter auf die Zertifizierung von Mitarbeitern, um sicherzugehen, dass diese hauseigene Produkte auch beherrschen. Flexibilität und Kosten spielen dabei eine wichtige Rolle.

Seit Novell 1989 ein Zertifizierungsprogramm zum Certified Netware Engineer startete, schießen IT-Zertifikate wie Pilze aus dem Boden. Egal ob Microsoft, Oracle, Sun, Cisco oder SAP - mittlerweile gibt es kaum einen namhaften IT-Hersteller, der Vertriebspartnern und Anwendern nicht die Möglichkeit bietet, im Rahmen von Zertifizierungen spezifisches Produktwissen zu erlangen. Nicht ohne Grund erfreut sich der "vierte Bildungsweg" steigender Beliebtheit. Kommt er doch sowohl den Hard- und Softwareanbietern entgegen, die ihre Produkte promoten und dabei gleichzeitig die Kundenbindung steigern können, als auch den Teilnehmern von Zertifizierungskursen, denen es darum geht, durch einen zusätzlichen Abschluss ihren Marktwert zu erhöhen und den Arbeitsplatz zu sichern.

Einzig bei den Arbeitgebern, die üblicherweise die Kosten von solchen Kursen tragen, scheiden sich die Geister am Für und Wider derartiger Seminare. Was zählt, ist das Know-how, nicht ein Abschluss, lautet die Argumentation. Unternehmen fürchten, dass Mitarbeiter mit Zertifikat mehr Gehalt fordern oder sich auf dem Arbeitsmarkt einen besser bezahlten Job suchen. Immer mehr Firmen gehen dazu über, zwar die Schulungskosten, nicht aber die Gebühren der Abschlussprüfung zu übernehmen. Weitere Kostenreduzierungen erhoffen sich Arbeitgeber von E-Learning.

Im Frühjahr 2003 begann beispielsweise Citrix Systems, mit seinem Citrix Authorized Learning Center (Calc) E-Learning-Module in die Ausbildung der Verkäufer (Citrix Certified Sales Professionals (CCSPs) zu integrieren. Ein halbes Jahr später kombinierte der Hersteller auch den produktspezifischen Zertifizierungen zum Citrix Certified Administrator (CCA), zum Citrix Certified Enterprise Administrator (CCEA) und zum Citrix Certified Integration Architect (CCIA) Online-Training-Elemente mit Präsenztraining.

Im Mittelpunkt der Konzeption stand nach Angaben von Vlasta Doubek, Marketing Manager Education Emea bei Citrix, der On-Demand-Gedanke. "Wir haben gelernt, dass Vertriebs- und Produkttrainings unter dem Blickwinkel des E-Learning zwei verschiedene Paar Schuhe sind", erklärt Doubek. Während bei der Vertriebsschulung auf ein hohes Maß an Eigenmotivation der teilnehmenden Verkäufer gesetzt und diesen sogar die Gelegenheit gegeben wird, sich online zu zertifizieren, ist aus Gründen der Qualitätssicherung im Produkttraining weiterhin eine persönliche Zertifizierung durch eines der autorisierten Prüfungszentren Pflicht.

"Unsere Entscheidung, bei Produktneueinführungen sukzessive die Ausbildung durch gezielte E-Learning Lektionen auszubauen, hat sich bewährt", stellt die Bildungs-Managerin fest. "Um den vielfältigen Ausbildungsthemen von teilweise psychologisch geprägten Vertriebstrainings bis hin zu komplexen technischen Hand-on-Trainings gerecht zu werden, benötigt man neben Kompetenz auch jede Menge Flexibilität", macht Doubek deutlich. Diese Flexibilität wollen sich die Schulungsanbieter nicht nehmen lassen. Sie reagieren skeptisch auf den lauter werdenden Ruf nach staatlichen Zertifizierungen.

Skepsis gegenüber staatlicher Kontrolle

Nach einer Studie des Marktforschungsinstituts Lünendonk würden gerade einmal 21 Prozent der befragten Anbieter eine staatliche Kontrolle begrüßen, 48 Prozent stehen derartigen Maßnahmen zwar aufgeschlossen gegenüber, halten sie allerdings für kaum realisierbar, 30 Prozent lehnen staatliche Einflussnahme strikt ab. Neben einem Vorbehalt gegenüber zu viel Bürokratie befürchten die befragten Unternehmen vor allem fehlende Praxisnähe der Tester, mangelnde Flexibilität und Fachkenntnisse der Prüfer. (hk)