NT kommt noch heuer mit neuer Oberflaeche Migration auf Windows 95 koennte sich als problematisch erweisen

24.03.1995

SAN MATEO/FRAMINGHAM (IDG) - Microsoft muss seine Beteuerungen, ein Umstieg von Windows 3.1 auf Windows 95 sei ein Kinderspiel, teilweise revidieren. Waehrend selbst die Gates-Company Systemabstuerze mittlerweile nicht mehr ausschliessen kann, scheinen sich im Gefolge der Migration ausserdem zusaetzliche Kosten zu ergeben. Dafuer sollen allerdings Anwender von Windows NT noch 1995 die Windows-95-Oberflaeche erhalten koennen.

Waehrend es noch vor kurzem in den Fuehrungsetagen bei Microsoft hiess, Windows 95 werde aufgrund seines klar definierten Speicher- Managements im Gegensatz zu Windows 3.1 von Abstuerzen verschont bleiben, raeumt nun selbst Steve Ballmer, Executive Vice-President of Worldwide Sales, ein: Schlampig programmierte Geraetetreiber externer Applikationsanbieter, die nicht penibel genug auf die Spezifikationen von Windows 95 zugeschnitten sind, koennen auch Anwender des kuenftigen 32-Bit-Betriebssystems zu einem Neustart zwingen. Speicherzugriffe von 32-Bit-Applikationen seien zwar gegen Kollisionen mit 32-Bit- sowie 16-Bit-Anwendungen gefeit, 16- Bit-Programme koennten sich allerdings nach wie vor um Arbeitsplatzspeicherbelegungen streiten.

Probleme duerften auf Windows-95-Anwender nicht nur in technischer Hinsicht zukommen. Kaum ein Benutzer glaubt Microsofts Ausfuehrungen, Windows 95 werde die Kosten fuer das Desktop- Management senken. Marty Graham, LAN-Administrator bei der Bearings Inc., Cleveland, Ohio, beispielsweise befuerchtet, dass trotz verbesserter Administrations-Unterstuetzung User mit zusaetzlichen Hardware-, Netz- und Supportkosten rechnen muessen.

Eine kuerzlich veroeffentlichte Studie des Marktforschungsinstituts International Data Corp.

(IDC) schaetzt: Bis Ende 1996 muessen Unternehmen ueber 400 Millionen Dollar fuer Training und Support im Zusammenhang mit der Windows- 95-Migration berappen. Das Konkurrenzunternehmen Forrester Research Inc. allerdings hatte erst kuerzlich angegeben, ein Umstieg auf Windows 95 resultiere bis zum Jahr 1998 in 50prozentigen Kostenreduzierungen.

Waehrend Microsoft potentiel-le Windows-95-Anwender mit schlechten Nachrichten konfrontiert, traegt die Kritik an der

vom NT-Interface abweichenden Oberflaeche offensichtlich erste Fruechte. Die Gates-Company wird voraussichtlich noch Ende dieses Jahres eine Interimsausfuehrung der NT-Version mit Windows-95-GUI auf den Markt bringen.

Einheitliche Interfaces sollen Kosten reduzieren

Urspruenglich war eine Portierung des Graphical User Interface (GUI) erst mit der Verfuegbarkeit des fuer 1996 angekuendigten NT- Nachfolgers "Cairo" geplant. Damit sollen die Trainings- und Supportaufwaende aufgrund zweier unterschiedlicher Oberflaechen aus der Welt geschafft werden. "NT sollte das gleiche GUI besitzen wie Windows 95", forderte beispielsweise June Babilla, IS-Manager bei Skjerven, Morril, et al., in San Jose, Kalifornien. Konkurrenz im eigenen Hause sieht allerdings Rob Enderle, Analyst beim Marktforschungsinstitut Dataquest, auf Microsoft zukommen: "Der einzige Unterschied besteht dann darin, dass Windows 95 auf Intel- Prozessoren zugeschnitten ist, waehrend sich NT aufgrund der Microkernel-Architektur portieren laesst."