Spekulationen über Ausgliederung von Teilbereichen

Novell trennt sich von einem Viertel der Belegschaft

08.09.2000
MÜNCHEN (CW) - Novell reagiert auf die anhaltende finanzielle Talfahrt: Das US-Unternehmen wird 1400 seiner insgesamt 5500 Angestellten entlassen, um Kosten zu sparen. Zudem denken die Verantwortlichen über die Ausgliederung von Geschäftsfeldern nach.

Die Hiobsbotschaften von Novell kommen derzeit im Drei-Monats-Rhythmus: Drei Quartale in Folge lieferte das in Provo, Utah, ansässige Unternehmen für die Anleger enttäuschende Zahlen. Umsatz und Gewinn fielen, und der Aktienkurs sackte von 44 Dollar (Mitte Feburar) auf derzeit rund zwölf Dollar.

Bereits bei der Präsentation des letzten Vierteljahresberichts hatte CEO Eric Schmidt Maßnahmen zur Kostensenkung angekündigt. Die münden laut einem Bericht des "Wall Street Journal" nun in einen deutlichen Personalabbau, von dem ein Viertel aller Beschäftigten betroffen sein wird.

Für die Analysten greift dieses Vorgehen zu kurz, denn sie sehen Novells eigentliche Schwäche in der Abhängigkeit vom Erfolg des Netz-Betriebssystems Netware. Mehr als 50 Prozent des Umsatzes spült der Klassiker noch in die Novell-Kassen, doch die Software trägt schwer an ihrem angestaubten Image und der Konkurrenz durch Microsofts Windows-Linie.

"Die neuen Produkte sind noch nicht stark genug, um den sinkenden Umsatz abzufangen", erklärt Chuck Philips, Analyst bei Morgan Stanley Dean Witter. Den Umbruch vom Netware-lastigen Hersteller zum Anbieter von Lösungen für das Internet und E-Business habe Novell noch nicht geschafft. Zudem kritisierten Marktkenner, dass der Fortschritt bei viel versprechenden Produkten wie dem Caching-Tool "Border-Manager" durch die Probleme mit der alten Software behindert würde. Der Schlüssel zum Erfolg sei es, die guten neuen Produkte in den Vordergrund zu stellen.

Dazu erörtert das Top-Management einige Optionen, die von der Ausgliederung neuer Techniken in selbständige Tochtergesellschaften bis hin zum Verkauf dieser eigenständigen Unternehmen reichen sollen. Novell kommentierte weder die Meldungen über die Entlassungen noch die Berichte über mögliche Ausgliederungen. Von Firmenseite hieß es lediglich: "Wir stecken noch mitten in der Arbeit und haben derzeit nichts anzukündigen."