Aktie der Woche

Novell: Sticht der Trumpf Linux?

06.08.2004

Aktuell sinken viele IT-Aktien wieder. Selbst Papiere mit einer attraktiven Story können sich gegen diesen Negativtrend nicht behaupten - auch der Anbieter von Netz- und Open-Source-Software Novell nicht. Die Aktie der Company musste nach einer atemberaubenden Kursrallye im vergangenen Jahr von rund drei auf 14 Dollar inzwischen wieder auf etwa sieben Dollar nachgeben, und dies trotz der inzwischen erreichten Marktposition als Nummer zwei hinter Red Hat im stark wachsenden Linux-Geschäft. Erreicht wurde dies unter anderem durch die Akquisitionen von Ximian und der Suse Linux AG. Novell hat für das Open-Source-Segment weitere Zukäufe angekündigt und dazu vor kurzem eine Wandelanleihe in Höhe von 600 Millionen Dollar platziert. Ziel dieser Strategie ist es, neben dem starken Wachstum bei Open-Source-Software Synergieeffekte mit den anderen Geschäftsbereichen zu erzielen. Erste entsprechende Erfolge sind im Business mit der Networking-Plattform "Netware" und anderen Server-Programmen bereits zu erkennen. Trotzdem lässt die Ertragskraft Novells bisher zu wünschen übrig. So wurde in der letzten ausgewiesenen Berichtsperiode zum 30. April bei einem Umsatz von 294 Millionen Dollar nur ein Gewinn von 10,4 Millionen Dollar erzielt. Das entspricht einer Gewinnmarge von lediglich 3,5 Prozent. Zwar dürften die Erträge in den kommenden Jahren steigen, doch das ändert nichts daran, dass das Papier auf Basis der Analystenschätzungen mit einem Profit je Anteilschein von 16 Cent für dieses und 25 Cent für das kommende Jahr ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 43 beziehungsweise 27 ausweist - somit also nicht preisgünstig ist! Dank einer starken Bilanzstruktur mit einer Liquidität von 636 Millionen Dollar und besagter Wandelanleihe über 600 Millionen Dollar besteht allerdings die Chance, dass Novell bei einer erfolgreichen Akquisitionsstrategie die Gewinne noch deutlicher steigern kann. Vor einem Einstieg sollte aber erst abgewartet werden, ob es dem Unternehmen überhaupt gelingt, im hart umkämpften Linux-Segment attraktive Merger zu realisieren. Schließlich hat dort unlängst auch Marktführer Red Hat eine Wandelanleihe über 600 Millionen Dollar für Akquisitionszwecke platziert. (gh)

Stephan Hornung und Christian Struck*

*Die Autoren sind Analysten der Capital Management Wolpers (CMW) GmbH in München. Die hier veröffentlichten Informationen beruhen auf Quellen, die wir für vertrauenswürdig und zuverlässig halten. Trotz sorgfältiger Quellenauswahl und -auswertung können wir für Vollständigkeit, Genauigkeit und inhaltliche Richtigkeit der Angaben eine Haftung nur insoweit übernehmen, als grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz Haftung begründen. Jede darüber hinausgehende Haftung wird ausgeschlossen. Für Angaben Dritter übernehmen wir kein Obligo, Aktienanlagen sind durch stärkere Kursschwankungen gekennzeichnet.