Hyperdesk liefert das Know-How

Novell stellt die Weichen fuer eine objektorientierte Zukunft

29.01.1993

Bei dem Abkommen mit der Hyperdesk Corp., Westborough, Massachusetts, gilt Novells Interesse vor allem der Hyperdesk- Implementierung des Object Request Brokers (ORB) mit der Bezeichnung "Distributed Object Management System" (Doms). Mit dieser Software, die jetzt in das Netware-Betriebssystem integriert werden soll, lassen sich nach Hyperdesk-Angaben auf transparente Weise Daten und Befehle netzweit in heterogenen Umgebungen transportieren.

Hyperdesk ist es gelungen, diese ORB-Technik noch vor Sun, Hewlett-Packard und DEC zu implementieren, die ebenfalls massgeblich an der Entwicklung beteiligt waren. Um sich den Zugriff auf dieses Know-how zu sichern, hat Novell zwanzig Prozent der Unternehmensanteile mit der Option auf ein darueber hinausgehendes Engagement erworben.

In ersten Analysen wertet die International Data Group (IDG) die Kooperation als eine Kampfansage sowohl an Microsoft als auch an Sun. Zusammen mit der Übernahme des Unix-Lizenzgebers USL koenne die ORB-Technik Novell einen technologischen Vorsprung im Bereich verteilter Client-Server-Anwendungen fuer heterogene Workgroup- Plattformen sichern. Auf genau dieses Marktsegment, so IDC-Analyst John Morrell, zielen auch Microsoft mit Windows NT und Sun mit dem Distributed-Objects-Everywhere-Konzept (DOE), das ebenfalls auf der ORB-Technik beruht.

Netware-Funktionen werden in Objekte gegliedert

Die erste Aufgabe der neuen Partner ist es nun, das Unix-basierte Doms auf das Netware-Betriebssystem zu portieren. Ab Mitte 1993, so John Edwards, Executive Vice-President von Novells Desktop Systems Group in San Jose, Kalifornien, wird Novell das Produkt zusammen mit Netware als Netware Loadable Module (NLM) vermarkten.

In einem fuer 1994 angekuendigten Schritt plant Novell IDC-Angaben zufolge, die Funktionen von Netware in Objekte zu gliedern, die sich unternehmensweit aufteilen und von Doms aus verwalten lassen. Auf diese Weise stattet Novell das Server-Betriebssystem Netware mit einer zeitgemaessen verteilten Architektur aus und kann darueber hinaus durch definierte Objekt-Schnittstellen auch auf die als aufwendig geltende Methode der Funktionserweiterung durch NLMs verzichten.

Einen ersten Schritt vom reinen Server-Betriebssystem zum Client- Server-Konzept unternimmt Novell allerdings bereits mit der Version 4 von Netware. Die Freigabe des Betriebssystems wird fuer spaetestens Mitte dieses Jahres erwartet.

Die jetzt anstehende Netware-Implementation des Objekt Request Brokers kommt vor allem den Anwendungsentwicklern zugute. Da diese Technik die transparente Umsetzung der unterschiedlichen Übertragungsprotokolle, Daten- und Zeichenformate uebernimmt, dient sie den Softwareschreibern als einheitliche Programmier-Schnittstelle fuer so verschiedene Funktionen wie Druck- und Dateiservices, das Netzwerk-Management sowie fuer den Zugriff auf Netware-Directories.

Ausserdem existieren Herstellerangaben zufolge keine Einschraenkungen bei der Wahl der Programmiersprache. Zu den unterstuetzten Client-Betriebssystemen gehoeren vorerst MS-DOS, Windows und Unix; OS/2 und Macintosh sollen folgen. Hyperdesk wird darueber hinaus Developer-Kits sowohl fuer Client- als auch fuer Server-Anwendungen vermarkten.