Personalabbau und Etatkürzungen sollen beim Turnaround helfen

Novell schreibt rote Zahlen im zweiten Quartal

01.06.2001
DÜSSELDORF (hi) - Rote Zahlen schrieb die Networking-Company Novell im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2001. Die Netzwerker wiesen einen Nettoverlust von 151,3 Millionen Dollar aus. Mit Personalabbau sowie Kürzungen bei Reisen und Werbung will das Unternehmen bis Jahresende wieder in die Gewinnzone zurückkehren.

Den Verlust im zweiten Quartal des Geschäftsjahres führt der deutsche Novell-Geschäftsführer Horst Nebgen vor allem auf einmalige Abschreibungen zurück. Bereinigt um diese Ausgaben, liege der Verlust nur bei rund sechs Millionen Dollar. Im Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen noch einen Gewinn von 31 Millionen Dollar verbucht.

Maßgeblich zu dem schlechten Ergebnis trug die Entwicklung in den USA bei. Dort brach der Umsatz der Company um vier Prozent ein, während sich das Geschäft in Europa linear entwickelte. Für die schlechte Geschäftsentwicklung in den USA macht Nebgen vor allem die schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen verantwortlich. Vermutungen, dass das Netz-Betriebssystem Netware, die Cashcow des Unternehmens, bei den Anwendern nicht mehr gefragt sei, widerspricht der Manager. Ebenso sei der Verkauf von Netware hierzulande in den oberen Marktsegmenten stabil geblieben. Allerdings räumt der Geschäftsführer ein, dass es auch in Deutschland im Segment der kleinen Lizenzen (25 bis 50 User) einen Absatzrückgang gebe. Positiv habe sich dagegen das Servicegeschäft entwickelt.

Angesichts dieser Entwicklung hält Nebgen im Internet kursierende Zahlen, die über eine Entlassung von 20 Prozent der Belegschaft spekulieren, für an den Haaren herbeigezogen. Dem Manager zufolge wird Novell fünf Prozent des Personals abbauen, da nun nach dem Merger mit Cambridge Technology Partners eine Phase der Konsolidierung anstehe. Von den Entlassungen ist laut Nebgen in Deutschland niemand betroffen, allerdings, so schränkt er ein, sei auch an keine Erhöhung der Mitarbeiterzahlen gedacht, solange das Geschäft hierzulande konstant verlaufe. Gerüchte, wonach Novell in Europa Geschäftsstellen schließe, gehören nach Aussagen des Managers ebenfalls in das Reich der Fabel.

Vehement widerspricht die Company auch US-Berichten, wonach es Überlegungen gebe, das Unternehmen von der Börse zu nehmen und künftig als "Private Company" zu agieren. Süffisant hieß es in den USA weiter, Novell sei bald mehr wert als der Aktienkurs: Allein das Immobilienvermögen der Company ergebe auf Aktien umgerechnet einen Kurs von 2,5 Dollar - die Aktie selbst wird zurzeit für etwa 4,9 Dollar gehandelt. Bruce Lowry, Senior Manager Business Press Relations, reagiert auf diese Spekulationen mit einem Verweis auf die finanzielle Situation der Company: Sie verfüge über Vermögenswerte in Höhe von 1,6 Milliarden Dollar, davon alleine 878 Millionen Dollar in bar. Zudem werde Novell nach dem Merger mit Cambridge einen Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Dollar ausweisen. Vor dem Hintergrund dieser Zahlen betont Lowry: "Novell ist und bleibt ein börsennotiertes Unternehmen."