Novell nennt Details zu SLES 10 und Roadmap

21.03.2006
Novell-Chef Jack Messman eröffnete die Hausmesse Brainshare mit dem Versprechen, seine Firma werde Netware "ewig" unterstützen.

Rund 6000 Besucher, darunter 800 Neukunden, haben sich laut Messman in Salt Lake City zur Brainshare eingefunden. Das Unternehmen kämpft seit Jahren damit, die alte Netware-Stammkundschaft zum Umstieg auf Linux beziehungsweise das Mischsystem "Open Enterprise Server" zu motivieren.

"Die Umgebungen unserer Kunden sind heterogen, und wir müssen wie sie sein", sagte Messman. "Deswegen bieten wir Mixed Source und nicht nur Open Source an." Novell könne seine Kundschaft auf jeder Ebene dieses Software-Stacks unterstützen, und wenn schon nicht selbst, dann zumindest über Partner.

Linux habe sich aber längst über Edge Computing, Web- und Application-Serving hinausentwickelt, erklärte der Novell-Chef: "Linux ist heute bereit für das Rechenzentrum." Mit den neuen Sicherheits-, Virtualisierungs- und Workflow-Fähigkeiten von Suse Linux Enterprise 10 sei Linux "ready for Prime Time".

Netware 6.5 will Novell nach eigenen Angaben trotzdem bis mindestens 2015 unterstützen - als Client-Betriebssystem in einer virtualisierten "Xen"-Server-Umgebung allerdings. Der quelloffene Hypervisor von XenSource ist ein Kernfeature der neuen Version 10 von "Suse Linux Enterprise Server" (SLES) - laut Chief Technology Officer Jeff Jaffe "der ausgereifteste Linux-Server aller Zeiten".

Sein Kollege Eric Anderson, Vice President of Linux Development, war denn auch sichtlich erfreut zu verkünden, dass Novell - trotz der kürzlichen Pressekonferenz des Wettbewerbers Red Hat zum gleichen Thema - als erster Xen 3.0 unterstützen werde. "Wir sind die ersten", warf er sich in dir Brust und verwies darauf, das SLES 10 bereits im Sommer erscheinen werde, während Red Hat Enterprise Linux (RHEL) 5 erst für Ende des Jahres avisiert ist. Red Hat baut Xen 3.0 zunächst nur in seine nicht supportete Experimental-Distribution "Fedora" ein (siehe "Red Hat konkretisiert Virtualisierungspläne").

Messman pochte ebenfalls darauf, Novell werde Xen 3.0 "ein volles halbes Jahr vor dem Wettbewerb" herausbringen. Anderson ergänzte, Novell sei einer der wichtigsten Unterstützer des Xen-Projekts "mit mehr als vier Mal so viel Beiträgen wie jeder andere Linux-Anbieter".

In SLES 10 werden Anwender laut Anderson virtuelle Maschinen über das Konfigurations-Tools "YaST" verwalten können. Eine weitere Verbesserung in der neuen Server-Distribution - seinen "Suse Linux Enterprise Desktop" hatte Novell bereits auf der CeBIT vorgestellt (seihe "CeBIT: Novell präsentiert seinen neuen Linux-Desktop") - ist Sicherheit auf Anwendungsebene über den Code von "AppArmor". Novell hatte diesen im Mai vergangenen Jahres mit der Übernahme von Immunix erstanden und im Januar unter Open-Source-Lizenz gestellt.

Der Code von SLES 10 wird die Basis aller weiteren kommenden Linux-Produkte von Novell sowie auch des Open Enterprise Server und der neue "Open Workgroup Suite" bilden. Letztere ist für Anfang Mai geplant und bündelt die verschiedenen Angebote des Herstellers für den Einsatz in Arbeitsgruppen, als da wären OES mit Linux und Netware, die Systems-Management-Suite "ZENworks" und der Enterprise Desktop mit der Bürosuite OpenOffice.org.

Novell hatte den Open Enterprise Server im März vergangenen Jahres vorgestellt, um Netware-Bestandskunden einen Upgrade-Pfad zu Linux anzubieten. Das Unternehmen hatte seinerzeit ausdrücklich betont, die Anwender nicht drängen zu wollen. Auf der Brainshare gab es ein paar Details dazu, wie es mit dem OES weitergehen soll. Mitte 2007 soll das nächste Release "Cypress" erscheinen. Es wird dank SLES 10 Virtualisierung und darüber hinaus engere Integration mit dem hauseigenen Verzeichnisdienst "eDirectory" und Microsofts "Active Directory" bieten. Darauf folgen wird "Ponderosa" mit erweiterten Collaboration-Diensten.

Daneben hatte Novell noch weitere Neuheiten im Brainshare-Gepäck. Mit Dell hat man bei der "Novell ZENworks 7 Linux Management Dell Edition" kooperiert. Die Lösung kombiniert Novells Systemverwaltung mit Dells "OpenManage"-Toolkit, so dass Anwender damit "PowerEdge"-Server unter Linux administrieren können.

Gemeinsam mit Intellisync hat Novell außerdem den als Beta verfügbaren "GroupWise Mobile Server with Intellisync" entwickelt, der die Synchronisation mit über 400 mobilen Endgeräten ermöglicht. Kunden mit GroupWise-Wartungsvertrag erhalten die Lösung kostenlos. Wer nur an RIM-Endgeräten interessiert ist, dem mag das ebenfalls neue Angebot "BlackBerry for GroupWise QuickStart" genügen.

Last, but not least sind fünf Anbieter dem Programm "Market Start" beigetreten, über das kleinere Open-Source-Anbieter Novells Vertriebs- und Marketingkanäle nutzen können. Neu an Bord sind Alfresco Software, Black Duck Software, EnterpriseDB, SpikeSource sowie Novacoast. (tc)