70 Prozent der gängigen Unix-Systeme laufen mit dem Verzeichnisdienst

Novell lizenziert NDS für AIX und OS/390 an IBM

18.07.1997

Das mit IBM nach über einjährigen Verhandlungen abgeschlossene Lizenzabkommen ist nur eines in einer langen Liste. Mit den NDS für AIX hat Novell nun seinen Verzeichnisdienst erfolgreich auf mehr als 70 Prozent der gängigen Unix-Systeme plaziert. Zwar verdient das Unternehmen nicht an Lizenzgebühren für die NDS, bekommt aber Geld für zusätzliche Directory-fähige Applikationen wie etwa Replikationsdienste.

Marktbeobachtern zufolge profitiert jedoch nicht nur Novell von dem Abkommen, sondern auch IBM. Big Blue hat nämlich Schwierigkeiten, seinen hauseigenen Verzeichnisdienst, das Distributed Computing Environment (DCE) für AIX, OS/2 Warp Server und OS/390, erfolgreich an den Mann zu bringen. Mit den NDS von Novell haben Main- frame- und AIX-Anwender nun eine Alternative zu DCE, wie Robert Henson, Manager Software-Marketing für AIX, bestätigt. Allerdings, so Henson weiter, werde IBM im Zuge der NDS-Lizenzierung die Entwicklung von DCE nicht einstellen. Fernziel sei vielmehr, mit Hilfe des Lightweight Directory Access Protocol (LDAP) die NDS und DCE miteinander zu verbinden.

Ebenso noch Zukunftsmusik ist die Einbindung der NDS in die "Resource Access Control Facility" der OS/390-Mainframe-Systeme. Ein Manko, das die Gartner Group heftig bemängelt. "Ein echtes ,Single Sign-on' zu allen Netzressourcen und zentrales Management ist nur dann realisierbar, wenn das Directory in den Tiefen des Betriebssystems verankert ist", präzisiert Gartner-Analyst Neil MacDonald die Kritik.

Die NDS-Integration auf AIX plant IBM in zwei Phasen. Im August will Big Blue den Verzeichnisdienst sowie die Netware-File- und Print-Services als Add-on-Option anbieten. In der für nächstes Jahr geplanten Generalüberholung des Betriebssystems ist dann die Integration der NDS vorgesehen, mit denen von da an jeder RS/6000-Server ausgeliefert werden soll. Die Portierung des Novell-Dienstes auf OS/390 steht ebenfalls erst in der ersten Jahreshälfte 1998 auf dem Programm.