Novell: Linux in allen Produkten

23.03.2005
Auf der Anwenderkonferenz "Brainshare" hat Novell die Ausrichtung auf Linux bekräftigt und die Perspektiven für andere Produkte erläutert.

Novell möchte vor allem das bisher unter den Erwartungen liegende Geschäft mit Linux-Produkten vorantreiben. Ein Ansatz besteht darin, das Angebot zu verbreitern. So wurde für Ende dieses Monats ein Software-Bundle für kleine bis mittelgroße Unternehmen angekündigt. Mit der "Linux Small Business Suite 9" will Novell Firmen mit bis zu drei Servern und 100 Anwendern ansprechen. Das Paket besteht aus dem Betriebssystem Suse Linux Enterprise Server 9, dem Groupware-Server "Groupwise", dem Verzeichnisdienst "eDirectory", der Verwaltungssoftware "iManager" und dem Büropaket "Novell Linux Desktop". Der Kaufpreis beginnt bei 475 Dollar für eine Umgebung mit fünf Client-Arbeitsplätzen.

Der zweite Ansatz, den Linux-Markt zu verbessern, besteht aus intensiveren Kooperationen. Novell-Chef Jack Messman kündigte in seiner Rede zur Eröffnung der Konferenz die Initiative "Market Start" an. Sie wendet sich an Unternehmen, die interessante Linux-basierende Produkte entwickelt haben, denen aber das Geld zur Vermarktung fehlt. Der Netzwerkspezialist will nun innovativen Unternehmen die Vermarktung ihrer Produkte über die Novell-Vertriebskanäle ermöglichen. Dafür kassiert er einen noch nicht genannten Umsatzanteil.

Auch in älteren Novell-Produkten hinterlässt die Linux-Ausrichtung des Anbieters Spuren. Kürzlich erhielten die Netware-Services mit dem "Open Enterprise Server" (OES) eine Linux-Basis. Jetzt folgt der nächste Schritt bei Groupwise. So wird die kommende Version der Collaboration-Plattform nicht nur erweiterte Schnittstellen für Windows, Macintosh, Linux und Web-Anwendungen, Unterstützung von "Outlook" sowie neue Soap/XML-Interfaces bekommen. Vielmehr wird Groupwise ohne Aufpreis gleich die Distribution Suse Linux Enterprise Server (SLES) enthalten.

Novell garantiert den Support für Groupwise bis mindestens 2015. Das nächste Release, zurzeit unter dem Codenamen "Sequoia", soll mit SLES im kommenden Sommer auf den Markt kommen. Im Herbst 2006 soll die Version "Aspen" folgen und im Frühjahr 2008 "Cedar". Die "kleine" Ausgabe von Groupwise, "Netmail", erfährt noch Support bis 2010. Novell hat Netmail in das Open-Source-Projekt "Hula" überführt. Das Interesse daran soll sehr gut sein.

Auf der Konferenz in Salt Lake City hat Novell auch die Version 7 von "Zenworks" vorgestellt, die noch im zweiten Quartal dieses Jahres freigegeben werden soll. Mit der System-Management-Lösung lassen sich von einer Linux-Plattform aus nun auch Windows-Arbeitsplatzrechner verwalten. Die weiteren technischen Verbesserungen der Suite beziehen sich auf Imaging, Configuration Lockdown, Remote-Administration sowie das Management von Inventory und Software.

Novell hat die Partnerschaft mit Jboss vertieft. Das Unternehmen will ab sofort Open-Source-Software zur "Jboss Enterprise Middleware Suite" (Jems) beitragen. Im Gegenzug werden Jems-Komponenten Eingang in Novells Web-Entwicklungs- und Integrationsplattform "Extend" finden. Dazu zählen der "Jboss Portal Server", die Workflow- Lösung "Java Business Process Management" (jBPM), der "Jboss Enterprise Service Bus", die Query-Software "Hibernate" und die Open-Source-Implementierung der "Java Management Extensions" (JMX). Damit deutet sich ein sanfter Übergang von Extend, dessen Basissoftware Novell von Silverstream erworben hat, auf Jboss an. (ls)